Extra Muros 1
Die Teufelskralle
(Extra Muros - La griffe du diable)
Text und Zeichnung: Daniel Hulet
Aus dem Französischen: Marcel Lecomte
Lettering: Björn Liebchen
© 2003 Casterman
1. Auflage 2004
Ehapa Comic Collection, Album, Hardcover, 12,00 EUR, ISBN 3770411579
Von Martin Langenbach
Im Jahr 1188 des Herrn:
In den französischen Ardennen reiten drei Männer zur Teufelskralle, einem geheimnisvollem Ort, um den sich eine Legende rankt. Drei parallele Schluchten soll der Teufel mit seiner Kralle in den Wald gezogen haben, die jeweils an einem Erdhaufen enden. Oder stürzten dort drei rot glühende Dämonen vom Himmel herab, so dass jegliches Leben auf diesen Flächen für immer beseitigt worden ist? Oder handelt es sich doch nur um einen Aberglauben?
Zwei von den drei Personen sind Tempelritter, die dieses Land geschenkt bekommen haben. Ihre Absichten scheinen nicht nur religiöser Natur zu sein.
In der Gegenwart dient der gleiche Ort einer Gruppe von sechs jungen Rollenspielern als Kulisse für ihre Ritterspiele. Sie haben Gefallen gefunden an diesem mysteriösen Ort, der für sie wie gemacht erscheint. Die Ruine einer alten romanischen Kapelle weckt die Neugier in ihnen. Sie wollen für die nächste Saison in der Umgebung noch etwas für das Szenario recherchieren. Damit scheinen sie nicht bei jedermann auf Gegenliebe zu stoßen.
Im angrenzenden Dorf Mordange sind einige Geschäftemacher unterwegs, um ihre Ideen um einen Vergnügungspark an den Mann zu bringen. Auch hier gibt es Zweifler, ob es sich dabei um eine gute Sache handelt; wegen der Ökologie und so weiter. Oder gibt es dort etwas zu verheimlichen, was kein anderer entdecken darf?
Der erste Band der Reihe "Extra Muros" gibt viele spannende Rätsel auf.
Jeder scheint etwas zu verbergen, im Mittelalter die alten Templer genauso wie in der Gegenwart die Dorfbewohner. Nur die Rollenspieler scheinen ohne "doppelten Boden" zu sein. Diese dienen dann auch dem Leser als Identifikationsfiguren, wobei sich jeder seinen eigenen Charakter aus der Gruppe heraussuchen kann. Da gibt es den großen Planer, die Neunmalkluge, den untersetzten Tölpel, den maulenden Skeptiker.
Hulet wechselt, ähnlich wie bei der Reihe "Das geheime Dreieck" (7 Bände; ebenfalls Ehapa), zwischen den Zeiten hin und her. Die Übergänge sind dabei an manchen Stellen kaum merklich und es hat den Anschein, als ob damit das Mysterium noch vergrößert werden soll, das die "Teufelskralle" umgibt. Durch die Zeitsprünge und die Templer fühlt man sich auch inhaltlich an "Das geheime Dreieck" erinnert. Wer also diese Reihe mochte, könnte hier auch mal einen Blick riskieren.
Hulet kennen Zackianer insbesondere noch als Zeichner der Serie "Pharao", die extra für Zack entstanden war. Dort hatte er mit Duchateau als Texter zusammengearbeitet.
Zu loben ist daneben auch die Qualität des Hardcoverbandes. Besonders gefallen hat mir, dass Ehapa ein Nachwort (und nicht als Vorwort) zum Band abgedruckt hat. Dort wird z. B. auch auf den Begriff "Extra Muros" oder auf den Zeichenstil von Hulet kurz eingegangen.
"Der Zyklus von Mordange" ist eine Trilogie. In Frankreich sind bisher nur zwei Bände erschienen. Band 2 ist bei mir heute scheinbar makellos eingetroffen. Laut efwe (siehe Ehapa-Forum) gilt jedoch für Band 2 Folgendes:
"Bei "Das geheime Dreieck" #7, "Extra-Muros" #2 und "break point" #1 ist es bei 90% der Auflage zu produktionsbedingten Mängeln gekommen. Deshalb lassen
wir die gesamte Auflage nachdrucken und hoffen, die Bände im September ausliefern zu können."
Es ist zu hoffen, dass es mit der Spannung so weitergeht und alle Rätsel am Ende aufgeklärt werden.