Frank Herbert’s Children of Dune (US-Import-DVD)
USA 2003, Regie: Greg Yaitanes, Drehbuch: John Harrison nach den Romanen „Der Herr des Wüstenplaneten“ und „Die Kinder des Wüstenplaneten“ von Frank Herbert, Mit: Alec Newman, Julie Cox, Barbara Kodetova u.a.,
Laufzeit: 259 Minuten (drei Teile: 86/86/87 Min NTSC), , FSK: vorauss. ab 12 Jahren, Anbieter: Artisan Home Entertainment USA
Von Oliver Naujoks
Auch wenn der Vorgänger, die Miniserie “Frank Herbert`s Dune“ aus dem Jahr 2000, künstlerisch ein Fiasko war, hatte sie sehr gute Einschaltquoten, so dass schnell eine Fortsetzung in Auftrag gegeben wurde. Da das zweite Buch von Frank Herberts DUNE-Zyklus sich für eine Verfilmung als Miniserie aufgrund seiner ungewöhnlichen Kürze (ca. ein Drittel der anderen Romane) nicht eignete, entschloss man sich, sowohl den zweiten, als auch den dritten Band zusammen zu verfilmen und benannte beides nach dem dritten Band. Diese dreiteilige Miniserie enthält somit als ersten Teil die Verfilmung von „Der Herr des Wüstenplaneten“ (86 Minuten) und dann nachfolgend in den Teilen zwei und drei die Verfilmung von „Die Kinder des Wüstenplaneten“ (173 Minuten).
Worum geht es? Im „Herr..“ ist Paul Atreides unumschränkter Herrscher des bekannten Universums und seine Gläubigerscharen richten in seinem Namen im Djihad unglaubliche Blutbäder an, denen Milliarden zum Opfer fallen. Nicht nur deshalb regt sich Widerstand. Attentate auf ihn werden geplant, seine Konkubine und eigentliche Frau Chani kann keine Kinder bekommen, weil seine aus politischen Gründen geheiratete Frau Irrulan ihr Verhütungsmittel ins Essen mischt und jede bekannte Organisation im Universum, sei es die Bene Gesserit-Sekte oder die Spacing Guild, versuchen im Hintergrund, die Strippen zu ziehen. Am Ende fällt Paul einem Attentat zum Opfer, erblindet und zieht in die Wüste, um sich einen Wurm zu opfern und so übernimmt in „Die Kinder...“ seine Schwester Alia die Regierungsgeschäfte und sie ist die Patin von Pauls Kindern Leto und Ganima, die am Ende vom „Herr...“ geboren wurden. Die Kinder haben die selben Fähigkeiten wie Paul und müssen um ihr Leben fürchten, denn der Bösewicht aus dem ersten DUNE-Roman, Baron Vladimir Harkonnen, hat sich Alias bemächtigt und übernimmt ihren Geist. Fernerhin sorgt noch ein Prediger aus der Wüste für Unruhe, ist er der wiedergekehrte Paul Atreides...?
John Harrison, Regisseur des ersten Teils, schrieb diesmal nur das Buch und übergab die Regie an seinen Kollegen Greg Yaitanes – wohl zum Glück. Denn anders ist es nicht zu erklären, dass diesmal fast alles richtig gemacht wurde, was in der ersten Miniserie daneben gegangen war: Die Regie überzeugt plötzlich durch Esprit und Einfallsreichtum, die (völlig anders aussehenden) Kostüme und Sets haben plötzlich die Faszinationskraft, die sie schon in der ersten Miniserie hätten haben sollten, die Darsteller agieren größtenteils gut aufgelegt und die Miniserie hat Pfiff und Tempo. Vorbei sind die Quälend langen Dialogpassagen, hier stimmen Timing und Rhythmus.
In einer Hinsicht ist John Harrison aber zu loben: Seine Bearbeitung der beiden Romane von Herbert verdient Applaus und Respekt, es ist ihm hervorragend gelungen, die beiden Stoffe in ein anderes Medium zu übertragen. So wurde „Der Herr..“ praktisch verlustfrei für den TV-Schirm adaptiert und bei „Die Kinder...“ sinnvolle Kürzungen vorgenommen, wobei mein persönlicher Dank insbesondere der Eliminierung der im Buch sehr langatmigen Szenen mit Leto in dem Wüstencamp gilt.
Die dramatischen Höhepunkte sind gut gesetzt, insbesondere die Konfrontation zwischen Alia und ihrer Mutter Jessica hat die selbe Kraft wie im Roman, nur warum im Finale von den tollen Action-Szenen des Romans abgewichen wurde, entzieht sich dem Verständnis, der Verfasser dieser Zeilen hätte zumindest sehr gerne gesehen, wie Leto die Tür aus den Angeln hebt.
A propos Leto: Dieser geht im Laufe des Romans und Films eine Symbiose mit einem Wurm ein und erlangt dadurch Fähigkeiten, die teilweise an Neo aus der Matrix-Trilogie erinnern und die für eine TV-Serie erstaunlich gut visualisiert wurden. Bevor jemand „Plagiat!“ schreit, sollte man immer bedenken, dass die Romane dreißig Jahre vor den Matrix-Filmen entstanden.
Ebenfalls für große Sympathie sorgt die Liebe im Detail, eine Szene zwischen Jessica und der ehrwürdigen Mutter, wo beide mündlich Belanglosigkeiten austauschen und sich in Wirklichkeit mit Finger-Zeichensprache unterhalten, wurde brillant gelöst: Die Zeichensprache wurde, während die beiden Frauen reden, mit Untertiteln versehen.
Die Darsteller erledigen ihre Aufgabe größtenteils ordentlich, zu meckern gibt es eigentlich nur, dass Alia-Darstellerin Daniela Amavia mit einigen Dialogzeilen sichtlich überfordert ist und nicht den richtigen Ton trifft und es sorgt schon etwas für Irritationen, die wichtige Rolle von Stilgar, die in der ersten Miniserie Uwe Ochsenknecht durchaus passabel spielte, jetzt mit dem Bösewicht aus „Beverly Hills Cop“ und „Rambo 2 – Der Auftrag“ besetzt zu sehen.
Die FX sind in der Regel deutlich besser als im ersten Teil, nur die Wüstentiger, die einem Commodore-16 entsprungen zu sein scheinen, sorgen für unfreiwillige Lacher.
Und bevor jemand fragt: Nein, in dieser Miniserie gibt es keine Nacktszenen, obwohl diesmal ironischerweise durch die Romane, im Gegensatz zum ersten Teil, eine vorgegeben war (Alia kämpft nackt gegen eine Trainingsmaschine und gerät dadurch in Erregung), die allerdings US-TV typisch verschämt kaschiert wurde und dadurch ihre Wirkung verliert.
Auch nicht so gelungen ist die Visualisierung von Baron Harkonnen im Geiste von Alia, da wären eine elegantere Auflösung wünschenswert gewesen.
Insgesamt lässt sich aber sagen, dass die beiden Romane von Frank Herbert, insbesondere nach TV-Standards, ziemlich ideal adaptiert wurden und diese Miniserie sich, selbst als Kinofilm noch sehr achtbar schlagen würde.
Nahe an den Büchern, einfalls- und temporeich, SF-Fan, was willst Du mehr?
Bild und Ton der (Import-)DVD lassen keine Wünsche offen, auch der Ton ist für eine TV-Serie sehr ordentlich und als Bonus gibt es noch eine kurze Featurette, die die FX erklärt. Warum allerdings die Macher der o.g. Wüstentiger so stolz auf ihr Werk sind, erschließt sich nicht so ganz. ;-)
Klare Kaufempfehlung, so gute SF im TV ist selten.
DVD-Facts:
Regional Code 1 USA
Bild: 1,78:1 anamorph NTSC
Ton: Englisch 5.1, Englisch 2.0
Untertitel: Englisch, Spanisch
Extras: Kurze FX-Featurette, Storyboard-Vergleiche