DIE VERGESSENE WELT - DVD
GB/USA/DTL-TV 2001, OT: THE LOST WORLD, Regie: Stuart Orme, Buch: Adrian Hodges, Tony Mulholland nach dem gleichnamigen Roman von Sir Arthur Conan Doyle, Kamera: David Odd, Schnitt: David Yardley, Musik: Rober Lane.
Mit Bob Hoskins, James Fox, Elaine Casidy, Tom Ward, Peter Falk u.a.
Laufzeit: 168 Minuten, FSK: ab 12 Jahre, Verleih: Universum.
Von Oliver Naujoks
Gut, sortieren wir erstmal:
Sir Arthur Conan Doyles abenteuerlicher Roman "Die vergessene Welt" erschien im Jahre 1912 und erfuhr schon zahlreiche Verfilmungen:
Die berühmteste ist die aus dem Jahr 1925, die gleichzeitig die Geburtsstunde des Monster-Films darstellt und in denen aus Ton geformte Stop-Motion-Saurier auf einander losgelassen wurden. Dieser Film überzeugt auch heute noch durch viel Charme, hübsche Einfälle und einen Brontosaurus, der am Ende London zerlegt.
Die nächste Verfilmung erfolgte im Jahr 1960 und ist ganz nett, wenn auch als Saurier vergrößerte Echsen herhalten mussten.
Hiernach wurde der Stoff drei mal fürs Fernsehen adaptiert:
1992 als dröger Zweiteiler mit Johny Rys-Davies in der Hauptrolle, der vor allem deswegen bemerkenswert ist, weil er kaum Saurier bietet, hiernach folge eine weitere nicht so beeindruckende TV-Verfilmung im Jahr 1998 mit Patrick Bergin in der Hauptrolle und von 1999-2002 gab es auch eine kanadische TV-Serie, produziert von John Landis, die es immerhin auf 68 Folgen brachte und die im Moment auch praktisch vollständig auf DVD ausgewertet wird.
Bis auf die Verfilmung im Jahr 1960 sind alle genannten Produktionen zumindest im englischen Sprachraum auf DVD lieferbar.
Kommen wir aber nun zu dieser Verfilmung. Hierbei handelt es sich um einen BBC-Weihnachtsmehrteiler, der Ende 2001 in England einen großen Quotenerfolg feiern konnte.
Die Handlung spielt im Jahr 1911 und handelt von einer Expedition, geleitet von der Conan Doyle-Serienfigur Professor Challanger, die auf einem Hochplateau im brasilianischen Regenwald alle möglichen Abenteuer mit Eingeborenen und vor allem mit Dinosauriern erlebt.
Diese Dinos entstammen den selben Rechnern wie die aus den preisgekrönten Dokumentationen "Im Reich der Giganten" und dessen Nachfolgern.
Sie sind durchaus vorzeigbar, wirken allerdings nicht vollständig "erdig", schwer und real, so dass sich nicht das gleiche Seherlebnis einstellt, wie bei vielen Szenen der Jurassic Park-Trilogie, äh, Reihe, das sind ja auch bald vier Teile.
Auf dieser DVD wird diese zweiteilige Produktion als ein Film präsentiert, der bei fast drei Stunden Laufzeit durchaus ordentlich unterhält, auch wenn natürlich die Geschwätzigkeit einiger Passagen an einem Abend mehr auffällt, als wenn man den Film über zwei Sichtungen verteilt.
Die Atmosphäre des Jahres 1911 ist in Stimmung und Kostümen hübsch eingefangen, erschwert aber natürlich auch die Identifikation ein wenig, zumal natürlich kein realistisches Bild der Epoche angestrebt wird und das Frauenbild, sowie der Umgang mit den wilden Tieren und den Ureinwohnern dort natürlich heutigen Befindlichkeiten angepasst wurde.
Kommen wir nun aber zum Wesentlichen: Was ist mit den Saurieren? Es dauert eine Weile, bis diese die Bühne betreten, bis dahin ist eine Filmstunde schon längst um und da diese Saurier leider, wie gesagt, nicht vollständig gelungen realisiert wurden, zu selten auftauchen und dem Regisseur fernerhin das Talent fehlt, die Interaktion zwischen Sauriern und Menschen entsprechend aufregend zu gestalten (hier fällt der Film klar hinter die Jurassic Park-Kinofilme zurück), stellt sich ein zwar wohlwollender, aber nicht völlig gelungener Eindruck ein.
In der zweiten Hälfte des Films wird dann sehr viel, zu viel Zeit dem Dorf der Ureinwohner gewidmet, Soap Opera Elemente treten in den Vordergrund, so dass man dann fast dankbar registriert, wenn zwei Allosaurier dem Dorf einen Besuch abstatten, Rückbauverfügungen an den Dorfhütten ausführen und sich ein ausgiebiges Mittagessen gönnen.
Aus Budget-Gründen wurde natürlich nicht das Finale aus der Verfilmung von 1925 übernommen, hier stapft leider kein Saurier über die Tower Bridge.
Aber, um noch mal kurz zurück zu gehen, die Schlüsselszene aus der Verfilmung von 1925 ist auch die, aus der diese Verfilmung das meiste Kapitel schlägt: Das Balancieren auf einem Baumstamm über einen gähnenden Abgrund ist sehr spannend inszeniert.
Die Leistungen der Schauspieler und der Crew gehen in Ordnung, ohne wirklich herausragend zu sein.
Ein ordentlicher, nicht herausragender Film, den sich Saurier-Fans gut ansehen können und der die anderen TV-Verfilmungen aus den 90igern um Längen schlägt, aber keinesfalls geeignet ist, die Erinnerung an die Verfilmung aus dem Jahr 1925 zu tilgen oder gar mit der Jurassic Park-Reihe konkurrieren zu können.
Die DVD lässt auf den erste Blick etwas zu wünschen übrig:
So wurde dem deutschen Kunden kein anamorpher Transfer spendiert und auch der Audiokommentar der britischen DVD fehlt.
Höchst ärgerlich ist insbesondere, dass bei einer BBC-Verfilmung auf die englische Tonspur verzichtet wurde und der Film nur in deutscher Sprache vorliegt.
All dies hat aber einen guten Grund: Die deutsche DVD ist 23 Minuten länger als die britische Fassung, so dass es natürlich nicht möglich war, eine englische Tonspur oder den englischsprachigen Audiokommentar an diese signifikant längere Fassung anzulegen.
Das Bild ist, auch wenn nicht anamorph, ordentlich und die Tonabmischung eher dezent.
Als Extras ist nur ein Making of vorhanden, das rätselhafterweise im Gegensatz zum Film anamorph vorliegt und OmU ist.
Unfreiwillig komisch ist im Making of, dass die Macher sich über die Effekte der Verfilmung von 1925 lustig machen, obwohl auch diese Verfilmung alles andere als optimale FX bietet.
Ein nur leicht überdurchschnittlicher Film.
Saurier-DVD-Komplettsammler sollten vielleicht warten, bis die Scheibe etwas günstiger zu haben ist.
DVD-Facts:
Langfassung, 23 Min. länger als die britische Fassung
Bild: 1,78:1 nicht anamorph
Ton: Deutsch 5.1
Untertitel: Keine
Extras: Making of (30 Min, anamorph, OmU)