Herr der Ringe, Der: Die zwei Türme (DVD)

DER HERR DER RINGE: DIE ZWEI TÜRME - DVD

USA 2002, OT: The Lord of the Rings: The Two Towers, Regie: Peter Jackson, Buch: Fran Walsh, Philippa Boyens, Stephen Sinclair, Peter Jackson nach dem Roman von J.R.R. Tolkien, Kamera: Andrew Lesnie (Scope 2,35:1), Schnitt: Michael Horton, mit Jabez Olssen, Musik: Howard Shore (Score), Fran Walsh (Text: Gollums Song).
Mit Elijah Wood (Frodo Beutlin), Sir Ian KcKellen (Gandalf der Weiße), Viggo Mortensen (Aragorn/Streicher), Liv Tyler (Arwen), Sean Astin (Samwise Gamgee), Orlando Bloom (Legolas), John Rys-Davies (Gimli), Cate Blanchett (Galadriel), Miranda Otto (Éowyn), Bernhard Hill (Théoden), Christopher Lee (Saruman) und Andy Serkis als Gollum sowie John Rys-Davies als die Stimme von Baumbart.
Laufzeit: 172 Minuten, FSK: ab 12 Jahren, Verleih: Warner Home.

Von Oliver Naujoks


Über diesen Film ist schon so viel geschrieben worden, dass wir uns bei dieser DVD-Besprechung auf die wesentlichen Aspekte konzentrieren können.

Wie inzwischen wohl wirklich jeder weiß, handelt es sich hierbei um die Verfilmung des Mitteilteils von J.R.R. Tolkiens monumentalen Epos' "Der Herr der Ringe" (1953/1955), dessen drei Teile zusammen verfilmt wurden und jetzt im Jahresabstand in die Kinos kommen.

Regisseur Peter Jackson löste sich von der streng getrennt erzählten Struktur des Mittelteils von Tolkiens Roman und verwob die drei Handlungsstränge dieses Bandes ineinander. Und so erleben wir in Parallelhandlungen den weiteren beschwerlichen Weg von Frodo und Sam nach Mordor, wobei Frodo immer mehr dem Ring verfällt und die beiden Gollum einfangen und sich von ihm durch das unwirtliche Land führen lassen. Pippin und Merry können vor den Orks fliehen und stoßen im Wald auf ein uraltes Volk von Ents, den Wächtern der Bäume, während Aragorn, Gimli und Legolas, sowie der wiederauferstandene Gandalf im Lande Rohan Abenteuer zu erleben und Schlachten zu schlagen haben.

Seitenweise könnte man jetzt über die Vorzüge dieser Verfilmung schreiben, aber das ist an anderer Stelle schon genug getan worden.
Deshalb sei hier nur festgehalten, dass diese Filmtrilogie und auch dieser Teil einen Höhepunkt des phantastischen Films darstellt; besser ist kaum vorstellbar. Man hat hier das seltene Glück, an einem wichtigen Moment der Filmgeschichte teilhaben zu dürfen, denn es ist schon abenteuerlich, wie viel Jackson und seine Crew richtig gemacht haben und so nimmt es auch nicht Wunder, wie beliebt und erfolgreich diese Filme sind.

Wenn man dieser Verfilmung des Mittelteils etwas ankreiden möchte, dann nur folgendes:
Es gab bei Start des Films in der Tolkien-Community ein großes Geschrei, wegen der Änderungen, die Jackson an dem Charakter Faramir (Boromirs Bruder) vorgenommen hat. Und in der Tat, man fragt sich schon, aus welchem Grund Jackson hier sich so weit vom Buch entfernte und beispielsweise Faramir mit nach Osgiliath ziehen lässt. Die einzig mögliche Erklärung wäre, dass Jackson dem Charakter von Faramir mehr Raum geben wollte, dies ist aber doch eigentlich nicht nötig, weil er im dritten Teil noch eine prominente Rolle spielt.

Ebenfalls nicht völlig geglückt sind einige Zugeständnisse an den Massenmarkt, wie die zwar schöne, aber wie ein Fremdkörper wirkende Liebesgeschichte zwischen Aragorn und Arwen (die im zweiten Buch nicht mal auftaucht!), die völlig unnötige Nebenhandlung, in welcher Aragorn mal kurz vermeindlich tot ist und dann wieder nicht und, da es handlungsmäßig diesmal nicht möglich war, wieder Merry und Pippin die Rollen der Pausenclowns zu geben, wechselte im Dezernat Humor die Zuständigkeit von den beiden auf Gimli, der jetzt mit Slapstick-Einlagen und Bud Spencer-Witzen für Humor zu sorgen hat - mal mehr, mal weniger gelungen.

Andere Abweichungen vom Buch waren allerdings dringend notwendig und der Protest dagegen zeugt nur von der Ignoranz der Tatsache, dass man ein Buch nicht ohne Änderungen auf die Leinwand übertragen kann:
So war es unumgänglich, die Struktur des Buches aufzubrechen, das im ersten Teil die Geschickte von Aragorn & co., sowie von Merry und Pippin erzählt und im zweiten Teil dann die Wanderung von Frodo, Sam und Gollum Richtung Mordor. Wenn Jackson diese Struktur beibehalten hätte, hätten die Zuschauer den Eindruck gehabt, zwei völlig verschiedenen Filmen und nicht einem runden Kinoerlebnis beizuwohnen.

Auch musste Boromirs Sterbeszene vom Anfang des zweiten Buches an das Ende des ersten Films verlegt werden, denn diesen Film mit der Sterbeszene anfangen zu lassen, hätte mindestens für Irritationen gesorgt und der Film "Alien 3" hat gezeigt, dass es nicht allzu geschickt ist, gleich in den ersten Filmminuten zwei beliebte Hauptcharaktere über die Klinge springen zu lassen, denn damals hätte man am liebsten bereits nach fünf Minuten sein Eintrittsgeld gewaltsam zurück verlangt.

Da Jackson die Schlacht am Helms Klamm als Höhepunkt des Films konzipiert hatte und danach noch die Erstürmung Isengards folgen lässt, hatte er gar keine andere Wahl, als einige andere Höhepunkte in den dritten Teil auszulagern, denn ansonsten hätte er die Zuschauer ausgelaugt und die Höhepunkte hätten sich gegenseitig an Wirkung genommen, ein Phänomen, dass man aus vielen Hollywood-Filmen kennt, die ein Finale an das andere reihen ohne Sinn für Timing und Dramaturgie.
So wird also Saruman erst im dritten Teil belagert werden (und das auch nur in der Langfassung!), Pippin gilt noch nicht irrtümlich als Ringträger und auch Kankra musste sich noch ein Jahr gedulden, bevor sie über Frodo herfallen kann.

Davon abgesehen ist es aber schlicht atemberaubend, wieviel die Filmemacher richtig gemacht haben. Hier seien stellvertretend nur die brillant realisierten Geschöpfe Gollum und Baumbart genannt. Gollum ist technisch die erste wirklich funktionierende CGI-Kreatur, die in ihrer Ursprung nicht sofort als Computergeschöpf ausmachbar ist (wie die unsäglichen Kreationen in Lucas Star Wars-Prequels z.B.) und noch vielschichtiger angelegt wurde, als im Buch. Auch Baumbart nimmt man einen sprechenden, wandernden Baum völlig ab.
Über die Schlacht am Helms Klamm ist schon viel geschrieben worden, ein amerikanischer Kollege schrieb zu dieser Schlachtszene, dass sie Akira Kurosawa neidisch gemacht hätte. Mehr braucht man dazu nicht sagen.

Alles in allem bleibt als Eindruck ein an Höhepunkten reiches Filmerlebnis mit Momenten, die man lange nicht vergessen wird, wie Gollums Monolog mit sich selbst, der filmisch und schauspielerisch brillant gelöst wurde, einer die Leinwand ausfüllenden Ork-Armee, die brüllend und stampfend vor dem Toren von Helms Klamm gewaltsam Einlass begehrt, ein unglaublicher Anblick, oder der Sturm der Ents auf Isengard zu den sphärischen Klängen von Howard Shores ausserordentlicher, in diesem Moment Gänsehaut erzeugender Musik.

Zur DVD:
Wie letztes Jahr erscheint der Film in zwei Editionen, als 2er Set und als 4er Set.
Hier besprochen wird das 2er Set, welches die Kinofassung des Films enthält.
Technisch gibt es natürlich nichts an der DVD auszusetzen, Bild und Ton sind, wie erwartet, hervorragend, allerdings hat zumindest der Verfasser dieser Zeilen die Helligkeit am Fernseher einen Tick nach oben korrigiert.
An Extras bekommt man den in Deutschland nicht gelaufenen, deutlich beeindruckenderen US-Kinotrailer des Films, einige Clips von der Homepage, anderes Werbematerial und ein gut 40minütiges Making of, welches zwar nett anzuschauen ist, welches aber leider deutlich vor dem Film produziert wurde, so dass sich die Aufregung über Sätze wie "Sehen sie gleich einen exklusiven Ausschnitt aus 'Die zwei Türme'!!!" in Grenzen hält. Das Making Of feiert mal wieder im Übermaß die Harmonie des Teams und ein paar weniger Szenen mit Merry und Pippin beim Billard wären nicht schlecht gewesen.
Die Highlights auf dieser zweiten DVDs sind zweifellos die Vorschauen auf die kommenden Attraktionen. Der Einblick in die Langfassung von "Die zwei Türme" macht jetzt schon deutlich, dass diese wohl der schon grandiosen Kinofassung überlegen sein wird und die Vorschau auf den dritten Teil, "Die Rückkehr des Königs" ist ein echter Augenöffner.
Wenn die Macher dort erzählen, dass der zweite Teil sich bescheiden gegenüber dem dritten ausnehmen wird, glauben wir das inzwischen, denn das haben sie letztes Jahr zum Verhältnis der Teile 1 und 2 auch behauptet und dieses Versprechen eingehalten.
Die Ausblicke auf die filmische Darstellung der Stadt Minas Tirith und auf die Entscheidungsschlacht auf dem Feld von Cormallen lassen erahnen, dass da wirklich Großes auf uns zukommt. Die Macher geben einen Eindruck vom Verhältnis: Während es bei Helms Klamm im zweiten Teil 10.000 Beteiligte waren, sind es im dritten Teil bei der Belagerung von Minas Tirith 200.000...
Diese Vorschau wird bereits wie im letzten Jahr von Peter Jackson moderiert, dem wir kurz beim Schneiden der Szenen mit Kankra über die Schultern blicken dürfen und er wirkt eigentlich noch recht entspannt und meint gegen Ende, dass er jetzt weitermachen müsse, damit der Film rechtzeitig fertig wird.

Trotzdem: Wie schon verschiedentlich zu lesen war, diese DVD wirkt eher wie ein Appetit-Anreger auf das 4er-Set, welches eine signifikant verlängerte Fassung des Films präsentiert, die 214 Minuten lang sein wird, mit den Nennungen der Mitglieder des offiziellen Fanclubs nach dem Abspann dann sogar 226 Minuten.

Trotz dieser Tatsache sei diese DVD, die immerhin einen der Höhepunkte in der Geschichte des phantastischen Films beinhaltet, wärmstens empfohlen.

DVD-Facts:
Bild: 2,35:1 anamorph
Ton: Deutsch 5.1 EX, Englisch 5.1 EX
Untertitel: Deutsch, Englisch, Deutsch für Hörgeschädigte
Extras: Hyping of, Making of, Trailer, Clips von lordoftherings.net, Videoclip: 'Gollum's Song', Vorschau auf das Videospiel: "Der Herr der Ringe: Die Rückkehr des Königs", Vorschau auf die DVD: "Der Herr der Ringe: Die zwei Türme - Langfassung" (ca. 5 Minuten), Vorschau auf "Der Herr der Ringe: Die Rückkehr des Königs".

hinzugefügt: July 13th 2004
Tester: Oliver Naujoks
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