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Barclay, James: Die Chroniken des Raben 5 - Nachtkind (Buch)
James Barclay
Nachtkind - Die Chroniken des Raben 5
(Nightchield, Part 1)
Aus dem Englischen übersetzt von Jürgen Langowski Titelillustration Laura Brett
Heyne Verlag 2005, Taschenbuch, 384 Seiten, 7,95 EUR, ISBN 3-453-52133-1
Von Carsten Kuhr
Was tut ein Autor, wenn er seine Geschichte erzählt hat, aber die Fans und das Bankkonto weiteren Lesestoff von ihm fordern? Er erzählt dieselbe Geschichte einfach erneut.
James Barclay hält sich an diese Maxime. Seit den Ereignissen, die in den ersten beiden Romanen, die für die Übersetzung jeweils aufgesplittet wurden, sind einige Jahre ins Land gegangen. Der Rabe, die scheinbar unüberwindliche Kombination aus überragenden Kämpfern und Magiern hat sich in den Ruhestand begeben. Zwei der Magier haben zusammen eine Familie gegründet, ihre Tochter birgt das Potential in sich alle unterschiedlichen Magieformen zu einer zu vereinen, und damit die Welt aus den Angeln heben zu können. Das macht sie nicht nur zu Gefahr für die Welt, sondern auch zum Spielball der Mächtigen. Ihre Mutter flieht mit der Kleinen, verfolgt von den Magierkonventen. Nur der Einsatz des Rabens verspricht vielleicht Rettung für das Kind und die Welt. Doch erst einmal müssen sich die Ruheständler wieder zusammenraffen...
James Barclay hatte seine Geschichte eigentlich fertig erzählt. Nun also versucht er mit den alten Gestalten an die Ereignisse anzuknüpfen. Alexander Dumas hat es in seiner Fortsetzung zu den "Drei Musketieren" gezeigt, wie es geht, Barclay zeigt, wie man an einer solchen Fortschreibung scheitern kann.
Die Gefährten sind fünf Jahre älter geworden. Fünf Jahre sind gerade für Kämpfer, die von ihren Muskelkräften und Reflexen leben eine lange Zeit. Eine Zeit aber auch, in der sie sich getrennt von einander weiterentwickeln sollten. Barclay hat versucht diese Tatsache darzustellen, ohne dass es ihm aber gelang, mir hier seine Beschreibung wahrhaftig werden zu lassen. Zwar lebten die Männer und die Magierin voneinander getrennt, doch geändert, weiterentwickelt haben sie sich nicht. Es ist, als ob die Handlung ohne Unterbrechung fortgeführt wird. Zwar gibt es Reibereien und Animositäten, doch innerlich ist der Korpsgeist weiterhin präsent. So las sich die Geschichte der Wiedervereinigung ein wenig wie die Vorstellung im Auftaktband. Später werden alte, längst tot geglaubte Widersacher plötzlich reaktiviert, die Handlung bleibt zumindest bislang ohne jegliche Höhepunkte oder Spannung. Plötzlich, scheinbar aus dem Nichts tauchen geschickterweise uralte Elfenmagier auf, deren Macht alles bislang Vorgestellte übersteigt, die aber bei der Bedrohung der Welt in den ersten Bänden komischerweise nicht mal ansatzweise Erwähnung fanden. Eine Erklärung hierfür bleibt uns der Autor schuldig. Alles in allem schmeckt dieser Aufguss wie schales Bier. Nicht einmal die Vertrautheit mit bekannten, liebgewonnen Gefährten stellt sich ein, die Lektüre bleibt langatmig und leider uninteressant.
hinzugefügt: October 31st 2005 Tester: Carsten Kuhr Punkte: zugehöriger Link: Heyne Verlag Hits: 3678 Sprache: german
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