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Terminator 3: Rebellion der Maschinen (Film)

TERMINATOR 3 - REBELLION DER MASCHINEN

USA 2003, (OT: Terminator 3: Rise of the Machines), Regie: Jonathan Mostow, Buch: John D. Brancato & Michael Ferris nach einer Geschichte von John D. Brancato, Michael Ferris und Tedi Sarafian, basierend auf Charakteren von James Cameron und Gale Anne Hurd, Kamera: Don Burgess (Scope 2,35:1) Schnitt: Neil Travis, Nicolas DeToth Musik: Marco Beltrami, Blue Man Group, Original Thema von Brad Fiedel (nur im Abspann).
Mit Arnold Schwarzenegger, Kritanna Loken, Nick Stahl, Claire Danes, Earl Boen u.a.
Laufzeit: 109 Minuten, FSK: ab 16 ohne Schnittauflage, Verleih: Columbia

Von Oliver Naujoks

(WARNUNG! Diese Rezension enthält kleinere Spoiler!)

Der Druck auf Regisseur Jonathan Mostow muß enorm gewesen sein. Nicht nur, dass er das größte jemals bewilligte Budget zu verantworten hatte, nein, er musste auch noch eine in der ganzen Welt beliebte Franchise, sowie die Karriere eines ehemaligen Superstars wiederbeleben und am schlimmsten, sich mit James Cameron ("Terminator 1+2", "Titanic") messen lassen.
Um es vorweg zu nehmen, Mostow scheint ein Mensch zu sein, der mit der Herausforderung wächst, er löste seine Aufgabe mit Bravour.

Blicken wir kurz zurück: Im Jahr 1984 kam der erste "Terminator" in die Kinos, eine Low-Budget-Produktion, die gerade einmal 7 Millionen Dollar kostete. Sie traf auf Anhieb einen Nerv des Publikums und bekam hervorragende Kritiken und auch heute noch sind die Intensität und die Virtuosität der Action-Szenen bewundernswert, der Film gehört immer noch zu den Höhepunkten des SF-Kinos der 80iger Jahre. Natürlich sind die Effekte heute nicht mehr State-of-the-Art und Arnolds Frisur lehrt einem mehr das Fürchten als sein finsterer Blick, Szenen wie die Zeitlupe im Tech Noir, Arnolds Amoklauf in der Polizeistation oder das mörderisch spannende Ende mit dem Lastwagen haben aber bis heute nichts von ihrer fulminanten Wirkung verloren - und die Schlußeinstellung jagt in ihrer apokalyptischen Wucht auch heute noch wohlige Schauer über den Rücken.
Gerade in der Rückschau wird deutlich, wie ideal Schwarzenegger als Terminator besetzt war und ist, er ist als Cyborg schlicht perfekt. Ein Kritiker schrieb mal so schön (paraphrasiert): "Niemand würde Schwarzenegger den Hamlet spielen lassen, genauso wenig würde man aber Lord Laurence Olivier die Rolle des Terminators anvertrauen". Hier hatten sich ein Star und eine Rolle gesucht und gefunden.

Fast Forward in das Jahr 1991, in welchem zu dem damals wahnwitzigen Budget von 94 Millionen Dollar die Fortsetzung "Terminator 2 - Tag der Abrechnung" produziert wurde. Man kehrte die Grundkonstellation ins Gegenteil, diesmal war Schwarzenegger eine Maschine, die in der Zeit zurück geschickt wurde, um den Erlöser der Menschheit zu retten, nicht zu töten und Regisseur James Cameron gewann der Tatsache, dass der Terminator diesmal nicht einfach nur gut war, sondern "neutral" und gut oder böse handelt, je nachdem wie man ihn programmiert, viele faszinierende Facetten ab. Die für einen Actionfilm ungewöhnliche, für Gewaltfreiheit eintretende Story, sowie revolutionäre Spezialeffekte und auch heute noch brillante Action-Szenen haben dem Film nicht nur ein Einspiel im Kino von über einer halben Milliarde Dollar beschert, sondern im Laufe der Jahre den Ruf eines modernen Klassikers eingebracht, fast noch mehr als der erste Teil. Die wenigen Kritiker von damals sind verstummt, heute herrscht eigentlich allgemeiner Konsens, dass "T2" zu den filmischen Höhepunkten des Hollywood-Kinos der 90iger Jahre zählt.

Fast Forward in die Gegenwart: Aufgrund einer sehr komplizierten Rechtslage, der Insolvenz der Firma Carolco und ihrer Wiederauferstehung als C2 Picutres, sowie aller möglicher persönlicher Probleme und Zwistigkeiten dauerte es sage und schreibe 12 Jahre, bis ein neuer Terminator-Film auf die Leinwand gebracht werden konnte. Jetzt ist er wieder da - und wie inzwischen wohl jeder weiß, ohne James Cameron und ohne Linda Hamilton.

Im Regiestuhl Platz nahm für James Cameron der noch relativ unerfahrende Jonathan Mostow, der bisher mit "Breakdown" einen in seiner atemlosen Spannung meisterlichen und mit "U-571" einen lauten und enttäuschenden Thriller inszeniert hatte.

Kurz zur Story: John Connor (Nick Stahl) ist inzwischen erwachsen (seine Mutter, eine der stilbildenden Action-Heroinen der letzten zwei Dekaden, ist aufgrund der Absage von Linda Hamilton schon verstorben) und zieht durchs Land, damit er nicht gefunden werde kann.
Der Tag des jüngsten Gerichts konnte nicht verhindert, sondern nur aufgeschoben werden und somit kommt es in der Zukunft doch zum Kampf Maschine gegen Mensch.
Die Maschinen schicken wiederum einen Terminator zurück in die Gegenwart, ein neues Modell namens T-X (Kristanna Loken), das äußerlich weiblich aussieht und den Menschen gelingt es erneut, einen Beschützer in die Vergangenheit zu schicken, wiederum gespielt von Arnold Schwarzenegger, der nicht nur John Connor, sondern auch seine zukünftige Frau (Claire Danes) zu beschützen hat. Die Jagd geht los...

Das klingt ähnlich wie im Vorgänger T2, ist es aber nicht. Der Terminator soll diesmal nicht menscheln und auch nicht lernen und es geht auch nicht darum, die Apokalypse zu verhindern, sondern sie "nur" zu überleben. Die Aussage des zweiten Teils, "Jeder ist seines Schicksals Schmied" wird somit ins Gegenteil verkehrt und eine Unausweichlichkeit vor dem Schicksal postuliert. Verständlich, dass die Aussage im zweiten Teil angenehmer war, aber es ist offensichtlich, dass die Filmemacher hier eine Wiederholung vermeiden wollten.
Dies führte dann auch zu einer anderen Anlage der Terminator-Figur. Arnold ist wieder wesentlich stoischer als im zweiten Teil, hat aber für jede passende und unpassende Lage einen knochentrockenen Spruch auf den Lippen, die so gut geraten sind, dass sie alleine das Eintrittsgeld wert sind.

Die Terminator-Filme leben natürlich hauptsächlich von ihren Action-Szenen und gerade da punktet der Film enorm. Durch den Verzicht (von den Roboter-Effekten mal abgesehen) auf allzu offensichtlichen CGI-Effekten während der Action-Szenen haben diese einen etwas anderen Look als wir es in den letzten Jahren gewöhnt waren. Das viele Geld floss in extrem aufwendige Stunt - und Zerstörungsorgien, die in ihren Gigantismus sehr beeindruckend sind.
Was diesen Film von den letzten Schwarzenegger-Filmen (dem lahmen "End of Days" und den schlicht abscheulichen "The Sixth Day" und "Collateral Damage") abhebt, ist, dass der Regisseur es versteht, diese Szenen auch entsprechend wuchtig, interessant und temporeich aufzulösen, so dass der Verzicht auf die neuesten Render-Rechenmöglichkeiten dem Film eher zum Pluspunkt gereicht, auch wenn man vielfach lesen kann, dass er dadurch "altmodisch" wirkt, was schlicht unsinnig ist, denn CGI per se ist ja nun noch lange nicht stellvertretend für "gut".
Möglicherweise ist aber das doch der Grund für den in den USA zwar ordentlichen, aber nicht durchschlagenden Erfolg. Die Generation, die jetzt die Multiplexe bevölkert, kennt die großen Action-Epen der 80iger und beginnenden 90iger nur aus der Videothek und nicht aus dem Kino, vielleicht bevorzugen diese Zuschauer wirklich CGI-Action wie in "Spider-Man" oder "Matrix: Reloaded" und wollen "handgemachte" (mit großem Vorbehalt zu betrachten, das Wort, denn natürlich hat der Computer auch bei diesem Film oft "nachgeholfen") Action nicht mehr sehen.
Denn wenn man nicht davon ausgehen möchte, dass Arnold sich langsam zum Kassengift entwickelt hat, ist es anders kaum erklärbar, dass "Matrix: Reloaded" in den Staaten fast doppelt so viel eingespielt hat wie T3, obwohl er wesentlich geschwätziger und lange nicht so gradlinig inszeniert ist wie der neue Ah-nuld-fuim.

Der größte Verdienst von Jonathan Mostow ist es, dass er den Film mit einem wahnwitzigen Tempo voran treibt und wenn mal nicht eine meisterlich geschnittene und fotografierte Action-Szene (es ist eine richtige Freude, zu registrieren, wie hier aus jeder Einstellung das Maximum heraus geholt wurde) zu sehen ist, unterhält der Film mit interessanten Handlungsdetails, der Erweiterung der Terminator-Saga und/oder mit einem Spruch von Schwarzenegger, die teilweise wirklich so gut sind, dass man Tränen lachen kann. In diesem Zusammenhang kann auch noch Entwarnung dahingehend gegeben werden, dass es Arnold mit der Selbstparodie übertriebt: Nein, das tut er nicht, nur eine Tütü-Brille am Anfang des Films ist vielleicht etwas zuviel des Guten.

Die Frage, ob Arnold inzwischen zu alt für die Rollen ist, kann mit einem klaren nein beantwortet werden. Er ist als Terminator so gut wie schon lange nicht mehr und es ist eine wahre (Wiedersehns-)Freude, ihm bei den zahlreichen Action-Szenen zuzusehen.
Sein nur überschaubares mimisches Talent kommt von je her der Rolle ja eher zu Gute, nur kurz vor Schluß ist er mal wieder sichtlich überfordert, wenn er zwei sich widersprechende Programm-Befehle in seinem Gesicht wiederspiegeln muß.

Das ehemalige Model Kristanna Loken erledigt in der Rolle des weiblichen Bösewichts einen überraschend guten Job. Überraschend deshalb, weil sie zum einen in den Fußstapfen der legendären Rolle von Robert Patricks T-1000 in T2 wandeln und zum anderen, weil sie als oberflächlich betrachtet "grazile" Frau trotzdem dem Publikum das fürchten lehren muss. Durch eine äußerst geschickte Kombination von katzengleicher Akrobatik, wuchtiger Kraft und kontrollierter, jederzeit passender Mimik schafft sie es aber, die Rolle glaubwürdig darzustellen und in der Tat beginnt man sich vor ihr zu fürchten. Hut ab vor der Leistung und auch vor dem richtigen Casting. Über die Symbolkraft dieser Rolle als Projektionsfläche für Männerängste ist in anderen Rezensionen schon genug spekuliert worden, man sollte auch nicht zu viel in diesem Film hinein interpretieren.

Nick Stahl als John Connor wirkt eher blass, obwohl der Film immerhin aus seiner Perspektive erzählt wird, während Claire Danes aus ihrer Rolle das meiste macht und die Wandlung von der passiven, ungläubigen Frau, die nur zufällig in die Geschehnisse reingeschliddert ist, zur aktiv handelnden, späteren Rebellin glaubhaft und beeindruckend bewerkstelligt.

Terminator-Fans registrieren darüber hinaus höchst dankbar einen netten Gastauftritt des Psychiaters Dr. Silberman, gespielt von Earl Boen.

Handwerklich und technisch kann man natürlich an dem Film praktisch nichts aussetzen, insbesondere die Stunt-Leute und die FX-Spezialisten leisten meisterliches, Kamera und Schnitt sind, wie schon gesagt brillant und Regisseur Jonathan Mostow zeigt, dass er in der Lage ist, große, beeindruckende Action-Szenen so zu inszenieren, dass sie fesseln und einen nicht durch Überwältigung langweilen. Zu erwähnen wäre noch, dass der Film einen anderen Look besitzt als seine beiden Vorgänger, die dominierenden Blautöne sind zwar nicht ganz verschwunden, werden aber deutlich weniger eingesetzt.
Interessant auch die für einen heutigen Action-Film ungewöhnliche "Kürze" von nur 109 Minuten, die aber für ein rasantes Tempo sorgt, dass trotz einiger ruhigerer Momente kaum zum Durchatmen platz lässt.
Mit der größte Wehrmutstropfen ist die Abwesenheit von Komponist Brad Fiedel, der den ersten beiden Teilen durch seine treibenden, brillanten Scores eine ganz spezielle Note gegeben hatte, die Musik von Marco Beltrami ist seltsam zurückhaltend und fast nicht bemerkbar.

Über das Ende soll hier nicht allzu viel verraten werden, nur soviel: Es ist sehr überraschend, ungewöhnlich und für eine solche Großproduktion auch mutig. Sowas hat man in Hollywood lange nicht mehr gesehen, höchstes Lob dafür. Und es schreit nach einem viertel Teil.

Wer meint, kritisch anmerken zu müssen, dass es sich hier "eigentlich" nur um einen Action-Film handelt, macht irgendwas falsch, denn was erwartet man denn von einem Film, auf dessen Poster die Worte "Schwarzenegger" und "Terminator" prangen?!
Wer solche Filme nicht mag, der sollte auch um diesen hier einen Bogen machen.
Auch könnte man sich sicherlich wieder über einige Logik-Löcher in der Zeitreisestory herummäkeln, aber damit sollen sich andere befassen, denn es ist schlicht nicht wichtig für den Film.

Wer futuristische Action-Filme mag, bekommt mit "Terminator 3" vielleicht nicht so ein stilbildendes Meisterwerk wie bei den ersten beiden Teilen geboten, aber nichtsdestotrotz einen hervorragenden Action-Film, der das schwindelerregend hohe Niveau der ersten beiden Teile fast halten kann; sicherlich bisher einer der besten Action-Filme des neuen Jahrtausends.

Es wird kolportiert, dass Jonathan Mostow den Film mit einigem Herzklopfen der Regielegende James Cameron vorgeführt hat und dass dieser mit dem Film hoch zufrieden war und ihn für eine gelungene Fortsetzung seiner Saga hält.

Wer bin ich denn, dass ich James Cameron widerspreche.

hinzugefügt: July 13th 2004
Tester: Oliver Naujoks
Punkte:
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