Mick Rock
Rocky Horror
Aus dem Englischen von Anne Litvin, zweisprachig Englisch-Deutsch
Titelbild und Fotos von Mick Rock
Vorwort von Richard O’Brien
Schwarzkopf & Schwarzkopf, 2005, Hardcover mit Schutzumschlag, 272 Seiten, 39,90 EUR, ISBN 3-89602-666-6
Von Irene Salzmann
Anlässlich des 30. Jahrestag der Uraufführung des legendären Rock-Musicals „The Rocky Horror Picture Show“ öffnet der berühmte Fotograf Mick Rock sein Archiv: Schwarzkopf & Schwarzkopf präsentiert den Lesern einen aufwändig gestalteten Bildband zu dem Kultfilm, der noch immer die Musikfreunde fasziniert.
Dabei war die „Rocky Horror Picture Show“ zunächst alles andere als ein Kassenmagnet und wurde von den Kritikern verrissen. Die schrille Inszenierung mag zwar nicht massentauglich sein, fand jedoch rasch Anklang bei all den jungen und jung gebliebenen Fans von Science Fiction, Horror, unkonventionellen Filmen und dem Glamour Rock.
Als die „Rocky Horror Picture Show“ erst auf die Bühne und wenig später ins Kino kam, hießen die Musik-Idole David Bowie, Roxy Music, Sweet, Slade, Lou Reed, Alice Cooper – und Queen zählte zu den Newcomern. Sie alle verstanden es, ihre mitreißende Musik durch opulente Bühnenshows zu untermalen. Schminke, flippige Kostüme, Erotik, Drag, Themen aus SF und Horror waren ihre Markenzeichen (David Bowie: „Starman“, Alice Cooper: „Feed My Frankenstein“, Queen: „Bohemian Rhapsody“ usw.). In die Kinos lockten noch immer die Filme der legendären Hammer-Studios mit Stars wie Christopher Lee und Peter Cushing, die TV-Seher liebten „Raumpatrouille“ und „Raumschiff Enterprise“. Auf dem Buchsektor gab es deutlich mehr phantastische Titel als dieser Tage (Michael Moorcocks „Jerry Cornelius“, Fritz Leibers „Fafhrd & Grey Mouser“, R.E. Howards „Conan“ etc.).
Man wollte Spaß haben, unterhalten werden, ein wenig am verstaubten Establishment rütteln – all das, was Buch, Film und Musik boten, vereinte die „Rocky Horror Picture Show“ und traf mit ihrer schrägen Mischung den Nerv von mehr Menschen, als es sich die Macher des Musicals auch nur zu erträumen wagten. Aus heutiger Sicht ist dieses Werk ein Dokument, das den damaligen Zeitgeist trefflich widerspiegelt.
Auf nahezu 300 Seiten Hochglanzpapier finden Sammler von schönen Foto-Bildbänden sowie Musikfreunde und Fans eine Vielzahl von bunten und schwarz-weißen Fotos, teils im Kleinformat, teils über zwei Seiten gehend. Mick Rock fing Szenen am Set ein und zeigt die bekannten Stars auch privat. Fast alle von ihnen sind noch immer aktiv im Show-Geschäft: Tim Curry („Legende“), Meat Loaf („Bat out of Hell“), Susan Sarandon („Die Hexen von Eastwick“). Zu jedem von ihnen hat er auch einige Anekdoten zu erzählen, die an passenden Stellen zwischen den Fotos eingeflochten sind. Gefilmt wurde auf dem Grundstück Christopher Lees, der sich als begeisterter Fan geoutet hat, und in den Hammer-Studios.
Auch wenn es schon eine Weile her ist, dass der Film zuletzt im TV lief oder man die LP hörte – die Bilder lassen die Geschichte sogleich wieder lebendig werden, untermalt von Titeln wie „The Time Warp“, „Sweet Transvestite“ und „Hot Patootie“: Ein junges Paar gerät in die Gewalt des exzentrischen Frank’n’Further, der ihnen stolz seine Schöpfung präsentiert, einen attraktiven Mann. Die beiden unfreiwilligen Gäste geraten sogleich in den Bann bizarrer Erotik. Erst das Eingreifen von Riff-Raff und Magenta lassen normale Verhältnisse wiederkehren. Die Bühnen-Inszenierung mit anderer Besetzung kann ebenso beeindrucken wie der Film.
Nach der Lektüre des Bandes, den man immer wieder gern zur Hand nimmt, um in Erinnerungen zu schwelgen, wird sicher so mancher hoffen, dass die „Rocky Horror Picture Show“ bald wieder einmal ausgestrahlt wird – oder man besorgt sich die DVD. Im Zeitalter von Multimedia wäre es ein Leckerbissen für die Sammler, würde es Buch und DVD/CD gleich im Set geben.