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Siefener, Michael: Die magische Bibliothek (Buch)

Michael Siefener
Die magische Bibliothek
Titelillustration: Thomas Franke
Medusenblut, 2006, Paperback, 230 Seiten, 13,00 EUR, ISBN 3-935901-09-7

Von Carsten Kuhr

Albert Moll betreibt zusammen mit seinem Bruder eine der renommiertesten Anwaltskanzleien Kölns. Als einer ihrer wichtigsten Mandanten um einen Hausbesuch bittet, um sein Testament aufzusetzen, muss sich der introvertierte und ein wenig weltfremde Anwalt auf den Weg in die Eifel machen. Der Graf hat ihn im dörflichen Gasthof einquartiert. Schon am ersten Abend lernt er zwei faszinierende Frauen kennen - die laszive Wirtstochter und eine Antiquarin. Hier haben sich zwei Buchliebhaber getroffen, hat die bezaubernde Buchrestauratorin sich doch ausgerechnet auf Alberts Lieblingsgenre spezialisiert - phantastische und okkulte Bücher. Mehr noch, sie hat Hinweise, dass es auf der Burg des Grafen eine geheime Bibliothek voller rarer Kapriziösen geben soll. Doch nur zu bald entwickelt sich die Suche nach den Büchern zu einer Obsession, die an die Handlung aus Alberts Lieblingsbücher erinnert. Mehr noch, Unheimliches scheint im Dorf vor sich zu gehen. Schwarze Messen werden gefeiert, die Wirtstochter liegt als Tote begraben auf dem Friedhof während sie gleichzeitig ungezügelt Albert zu Willen ist. Was ist wahr, was Einbildung, wo ist die Grenze zwischen Realität und Phantasie?

Auf dem Gebiet der Weird Fiction ist Michael Siefener einer, wenn nicht der stilistisch wie inhaltlich beste deutschsprachige Autor der Gegenwart. In vorliegendem Roman, den er schon vor einigen Jahren verfasst hat, verbindet er in kongenialer Weise seine Obsession für klassische wie moderne Phantastik mit seiner Liebe für bibliophile Kostbarkeiten zu einem beeindruckend intensiven Bild eines vereinsamten, von seiner Umwelt unverstandenen Menschen. Anspielungen, nein mehr noch eine ganz persönliche Hommage an die Klassiker Stoker, Hodgson oder Lovecraft, aber auch moderne Verfasser des Unheimlichen wie Ligotti verbindet er mit einer faszinierenden Darstellung eines unverstandenen Menschen. Wer Michael Siefener ein wenig kennt, der wird bemerken, dass der Autor viel von sich selbst in den Roman eingebracht hat. »Was blieb ihm, wenn er die Literatur nicht mehr hätte? Die Literatur des Unwirklichen, Überwirklichen, Phantastischen? Sie war sein einziger Rettungsanker in dieser Welt, die er nicht verstand und die ihn nicht verstand« fabuliert er auf Seite 7. »Jedes einzelne Buch lebt. Jedes einzelne Buch ist eine abgeschlossene Welt. Bücher sind unendlich reicher als Menschen. Wir kennen uns selbst ein wenig; bereits unser Gegenüber ist uns fremd und verschlossen. Aber die Bücher bieten sich uns an, sie öffnen sich uns, wann immer wir es wollen« heißt es auf Seite 77, und auf Seite 144 fügt der Autor an: »Das war es wohl, warum viele Menschen die Vergangenheit so schätzten. Sie hatten sie gemeistert; sie lag fertig, still und sanft glänzend vor ihren Augen, während die Gegenwart nichts als Ungewissheit und Sturm bereithielt.«. Hier offenbart der Autor sich, rührt uns mit seinen Ausführungen an, macht uns betroffen.

Zunächst behutsam, später rasant gleitet die zunächst fest in der Realität verankerte Handlung ins Surreale ab, ein Traum, der sich zu einem Alptraum wandelt, indem die Grenzen zwischen Schein und Wirklichkeit verschwimmen und den Leser gebannt und fasziniert berührt – Herz, was willst Du mehr.

hinzugefügt: February 14th 2006
Tester: Carsten Kuhr
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