|
Okonnek, Evelyne: Die Tochter der Schlange (Buch)
Evelyne Okonnek
Die Tochter der Schlange
(Meister der Fantasy)
Titelillustration Keith Scaife
Ueberreuter, 2006, Hardcover, 358 Seiten, 16,95 EUR, ISBN 3-8000-5221-0
Von Carsten Kuhr
Seit Generationen wird das Land der Sonne, Lehanar, von den magisch begabten weiblichen Abkömmlingen der ersten Hüterin beschützt. Als ihre Eltern bei einem Unfall umkommen, wird ihre junge Tochter Liahnee zur Hüterin ausgerufen. Keiner der jubelnden Untertanen weiß, dass sie sich ihrer magischen Gaben nicht sicher ist. Immer beschwor ihr Bruder die Magie, die man ihr zuschrieb. Nur mit seiner Hilfe konnte sie schon zweimal große Gefahren vom Land abwenden - grauenhafte Wölfe und Drachen suchten das Land heim, ihr Bruder vertrieb diese in ein magisches Tor. Als eine Gesandtschaft aus einem der angrenzenden Länder Lehanar besucht verliebt sich die junge Frau. Doch das Idyll trügt. Ihr Bruder hat sich der schwarzen Magie verschrieben. Nun, mit einem zukünftigen Gemahl seiner Schwester, sieht er seine Position früher als erwartet gefährdet und handelt. Der Nebenbuhler wird in eine Krähe verwandelt, seine Schwester transmutiert er in eine Schlange, die er dann durch ein Dimensionstor entsorgt. Liahnee findet sich ohne Erinnerung an ihr bisheriges Leben auf der anderen, der dunklen Seite ihrer Welt wieder. Ein Stamm Jäger, die von Wölfen und Drachen bedroht und dezimiert werden, nimmt sie auf. Die Flucht vor den Wölfen führt sie in Richtung der Tagseite ihres Landes. An der Seite eines durch einen Angriff der Drachen verunstalteten Jägers und begleitet von weiteren Helfern machen sie sich auf den gefahrvollen Weg ins Land des Lichtes, um sich dem Bruder Liahnees, aber auch sich selbst zu stellen.
Der Roman ist geprägt von Gegensätzen - der Welt des Lichts steht eine Welt, in der Dunkelheit herrscht, gegenüber. Eine blühende, fruchtbare Landschaft hat ihre Entsprechung in der kargen Steppe der Dunkelseite, der strahlende Galan, in den unsere Protagonistin sich verliebt, findet seinen Widerpart in dem gezeichneten Jäger der Nachtseite. In dieser Ambivalenz findet sich unsere Hauptperson gefangen. Ohne zunächst wirklich eigenständig zu agieren lässt sie sich von der Überlieferung, ihrem dominanten Bruder und dem Schicksal leiten. Erst nach dem Verlust ihrer unselbständigen Schein-Identität durch die Amnesie entwickelt sie Persönlichkeit und darauf aufbauend Verantwortungsbewusstsein. Sie wird sich ihrer Aufgabe in der Welt bewusst, reagiert nicht mehr nur, sondern nimmt das Heft des Handelns selbst in die Hand. Diese Entwicklung hat die Autorin sehr gut nachvollziehbar geschildert. Insbesondere die innere Zerrissenheit am Ende des Romans, als sie sich zwischen den beiden sie liebenden Männern entscheiden muss, zeigt sehr eindringlich die Gefühlswelt und die Reifung
Die Zeichnung ihrer Personen ist umfassend und lebensecht, wenn auch insbesondere bei dem Bruder unserer Heldin ein wenig zu klischeebehaftet.
Wenig erfahren wir bislang über die Welt, in die uns Okonnek entführt. Abgesehen davon, dass eine Welt in der eine Seite permanent der Sonne, die andere der Dunkelheit ausgesetzt ist wissenschaftlich nicht vorstellbar ist, bleibt die Beschreibung der Umwelt unklar. Während die Tagseite aus bewirtschafteten Feldern voller Gemüse, Obst und blühenden Pflanzen besteht, wird die Nachseite als karge Steppe dargestellt. Hier hätte ich mir eine ein wenig differenzierte Darstellung gewünscht.
hinzugefügt: February 25th 2006 Tester: Carsten Kuhr Punkte: zugehöriger Link: Überreuter Verlag Hits: 3651 Sprache:
[ Zurück zur Übersicht der Testberichte | Kommentar schreiben ] |
|