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Meißner, Tobias O.: Die letzten Worte des Wolfs - Im Zeichen des Mammuts 2 (Buch)
Tobias O. Meißner
Die letzten Worte des Wolfs
Piper, 2006, Taschenbuch, 348 Seiten, 8,95 EUR, ISBN 10: 3-492-26604-5, ISBN 13: 978-492-26604-8
Von Gunther Barnewald
„Die letzten Worte des Wolfs“ ist der zweite Band aus dem Zyklus um die geheime Umweltschützergruppe, die sich „Das Mammut” nennt und von dem ehemaligen Stadtschreiber Rodraeg aus Kuellen angeführt wird. Zusammen mit seinen Gefährten hat Rodraeg vom rapide jünger werdenden Magier Riban Leribin den Auftrag erhalten, in die am Meer gelegene Stadt Wandry zu reisen und hier das bevorstehende Sterben einer Gruppe von Walen zu verhindern, welche bereits als ausgestorben gelten.
Doch schon auf dem Weg nach Wandry werden die Gefährten überfallen und in den Kampf mir einem magischen Werwolf verstrickt. Noch erschreckender ist jedoch das Auftauchen vierer unheimlicher Jäger, die mit dem magischen Wesen, trotz dessen Macht, einfach kurzen Prozess machen. Wer ist dieser neue Feind? Woher stammt er und wie mächtig sind die vier Jäger?
In Wandry beginnt dann zuerst die Detektivarbeit, denn niemand scheint von dem bevorstehenden Anstranden oder einem Angriff der Wale eine Ahnung zu haben. In mühevoller Kleinarbeit versuchen sich die Mitglieder des Mammuts einen Überblick zu verschaffen und dank der Hilfe eines neuen Teammitglieds, der allerdings eine unheimliche Prophezeiung über sein mögliches Schicksal sein Eigen nennt, gelingt es der Gruppe, langsam hinter das Geheimnis zu kommen.
Bevor die Freunde jedoch die Gefahr bannen können, erscheinen wieder die vier unheimlichen Jäger und Rodraeg und seine Mitkämpfer müssen sich einem gefährlichen Gegner stellen...
Nach „Die dunkle Quelle“ ist der vorliegende Roman der zweite Band aus dem Zyklus „Das Mammut”, eine Art magisches Greenpeace. Im Gegensatz zum ersten Band muss der Leser sich diesmal nicht durch einen langen und drögen Vorlauf kämpfen, um zur eigentlichen Geschichte zu gelangen. Bereits um die Seite 100 herum zieht der Autor die Spannungsschraube mächtig an, um den Leser danach nie wieder aus seinen Klauen zu lassen. Geschickt erschafft der Autor kleine Spannungsinseln, in denen der Leser sich erholen kann, um dann gleich zum nächsten Abenteuer zu kommen. Bewundernswert dabei die Phantasie und die Eloquenz, mit der Meißner von allem berichtet, Wundersames und Überraschendes einfließen lässt, seine Phantasie aufs Wunderbarste entfaltet.
„Die letzten Worte des Wolfs“ ist gelungene, niemals triviale und äußerst lesbar Fantasy. Nach seinem Meisterwerk „Das Paradies der Schwerter“ macht Tobias O. Meißner erneut klar, warum ihn viele Kritiker für einen begnadeten Autor halten. Überzeugende Charaktere, packende Handlung, stimmig-dichte Atmosphäre und wunderbare Ideen vereinigt der Autor zu einem überaus bekömmlichen Cocktail, der allen Lesern munden dürfte, die abseits der langweiligen und ausgetretenen Pfade der handelsüblichen Fantasy bunte und farbenprächtige Abenteuer erleben wollen, und denen der ewig eintönige Kampf Gut gegen Böse auf den Senkel geht.
Denn Meißner unterbricht und konterkariert dieses Schema immer wieder. So erscheint der magischer Werwolf zuerst als Feind, bis der eigentliche Antagonist auftaucht. Vor allem Rodraeg als Anführer des Mammuts hat immer wieder Skrupel, einfach alle Gegner abzuschlachten, was auch auf seine Gefährten abfärbt. Deshalb verschont der Hüne Bestar zum Beispiel einen ihn anfallenden Wolf, welcher für den Werwolf kämpft, ringt ihn nieder und fesselt ihn, obwohl Abschlachten einfacher gewesen wäre.
Damit gelingt dem Autor eine erstaunliche Gratwanderung zwischen Ökologie und Überlebenswillen, zwischen Gepflogenheiten des Fantasy-Genres und Niveau. Wer natürlich lieber bluttriefende, schwertschwingende und vor allem skrupellose Helden schätzt, der sollte vom vorliegenden Zyklus lieber die Finger lassen.
Aber alle Leser, die gerne mal was etwas anderes und durchaus in Nuancen Neues lesen wollen, denen sei der vorliegende Roman wärmstens empfohlen. Schade nur, dass der erste Band des vorliegenden Zyklus dem Autor missglückt ist. Vielleicht sollte der Leser wirklich mit „Die letzten Worte des Wolf“s in die Serie einsteigen und „Die dunkle Quelle“ erst später lesen, denn der zweite Band ist wirklich hervorragend und äußerst empfehlenswert, ihn zu verpassen wäre sehr schade.
hinzugefügt: March 30th 2006 Tester: Gunther Barnewald Punkte: zugehöriger Link: Piper Verlag Hits: 2887 Sprache:
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