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Hamilton, Laurell K.: Gierige Schatten (Buch)

Laurell K. Hamilton
Gierige Schatten
(The Lunatic Cafe)
Aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Angela Koonen
Titelillustration Tanja Ostlyngen
Bastei-Lübbe, 2006, Taschenbuch, 460 Seiten, 7,95 EUR, ISBN 3-404-15466-1

Von Carsten Kuhr

Im vierten Roman um die Vampirpfählerin Anita Blake wird diese von der Polizei zu einem Verbrechen gerufen. Ein Mann wurde ermordet. Die Spuren weisen auf einen Wolf hin. Ein Unfall mit einem wilden Tier, oder doch die Tat eines Werwolfs?
Anita macht sich auf die Suche. Dabei kommt es ihr aber nicht unbedingt zupass, dass ihr Verlobter - Richard hat Anita einen Heiratsantrag gemacht, und man merke auf, diese hat ja gesagt - auch ein Lykantrop ist. Mehr noch, insgesamt acht der Gestaltwandler sind in den letzten Wochen spurlos verschwunden. Bei den Ermittlungen stößt Anita dann auf korrupte Cops, machtgierige Hexen, eifersüchtige Vampire, einen Indianergott und einen Mörder. Doch das ist nicht wirklich tragisch. Angegriffen zu werden, tödlichen Gefahren ausgesetzt zu sein, das ist Anita gewohnt. Schlimm dagegen, dass der Vampir-Meister der Stadt ihr weiterhin der Hof macht. Jetzt hat sie ein richtig ernstes Problem - ein Werwolf und ein Vampir buhlen um ihre Gunst ...

Der vierte Anita Blake Roman unterscheidet sich im Aufbau und der Anlage ein wenig von den ersten Bänden. Anitas Tätigkeit als Totenbeschwörerin und Vampirjägerin bleiben diesmal außen vor, und auch ihr Nebenjob für die polizeiliche Sondereinheit für übernatürliche Verbrechen nimmt deutlich weniger Raum ein. Statt dessen stellt die Autorin die zwischenmenschliche Seite ein wenig mehr in den Vordergrund.
Wir beobachten wie Anita, sich selbst seit der Zurückweisung ihrer ersten großen Liebe unsicher, zaghaft einer neuen Beziehung öffnet. Doch dann beginnen ihre Probleme erst so richtig. Statt eines Galans hat sie plötzlich zwei mächtige Verehrer, die sie, jeder auf seine eigene Weise interessieren, ja betören. Und auch die tierhafte Seite in ihrem Geliebten verstört sie. Kann sich nicht ein normaler Mensch für sie interessieren? Kann sie Richard als Werwolf akzeptieren, und wird er ihre Eigenständigkeit, ihren fast zwanghafte Drang jederzeit selbst über sich zu bestimmen akzeptieren?
Nachdem die Autorin in den ersten Bänden ihrer Serie das Augenmerk auf die Darstellung einer glaubwürdig strukturierten Vampir-Gesellschaft gelegt hat, wendet sie diesmal ihren Blick hin zur Gesellschaft der Gestaltwandler. Angeführt von den Werwölfen, die sich in Rudeln jeweils beherrscht durch das Alphatier zusammenfinden zeigt sie uns hier aber auch weitere Spielarten der Lykantropen. Seien es Rattenmenschen, Schwanenschen oder ein Wesen, das sich in eine Schlange wandeln kann, alle Darstellungen wirken in sich überzeugend. Eines der Dinge, die die Blake-Romane auszeichnen ist, dass es der Autorin gelingt, uns ihre phantastische Welt, mit einer Gesellschaft in der das Übernatürliche Bestandteil der Gesellschaft, des Lebens ist als glaubwürdige Grundlage zu präsentieren.
Uns erschließt sich ein Welt, in der die Diskriminierung von Gestaltwandlern gesetzlich verboten ist, nichtsdestotrotz aber ebenso alltäglich ist, wie die Verunglimpfung von Vampiren als grundsätzlich Verdächtigte für jedes Verbrechen. Nicht etwa die faszinierende Welt, in der Vampire, Zombies, Werwölfe und Hexen zum Alltag gehören stehen im Mittelpunkt der Beschreibungen, sondern das jeweilige Verbrechen das es aufzuklären gilt, ist in diesem Kontext überzeugend eingebettet. Dabei verwöhnt Hamilton mit markanten Charakteren und Beziehungsgeflechten, die mich faszinieren. Nicht nur die diesmal im Vordergrund rückende Dreiecksbeziehung bietet hier interessante Entwicklungen, auch die über die Bücher vertraut gewonnen Kollegen Anitas mit ihren jeweiligen Eigenheiten und Geheimnissen faszinieren.

Mit jedem Buch komplettiert Hamilton ihre fascettenreiche Welt ohne auf die rasante Action, oder den sarkastischen Unterton zu verzichten. Solange es ihr gelingt, auf diese Niveau fortzufahren sind die Romane ein Muss für jeden Weird Fiction-Fan.

hinzugefügt: April 4th 2006
Tester: Carsten Kuhr
Punkte:
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