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Harris, Charlaine: Der Vampir der mich liebte (Buch)

Charlaine Harris
Der Vampir der mich liebte
(Dead to the World)
Titelillustration von F. B. Regös
Aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Britta Mümmler
dtv Verlag, 2005, 337 Seiten, 14,50 EUR, ISBN 3- 423-24474-7

Von Carsten Kuhr

Sookie Stackhouse arbeitet als Kellnerin in einem kleinen Kaff in Louisiana, in dem sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen. Eigentlich könnte ihr Leben so einfach sein - abends die Tische bedienen, Trinkgeld einsacken und dann gemütlich vor die Glotze. Wenn Sookie ein normaler Mensch wäre. Ist sie aber nicht, sie kann Gedanken lesen. Nicht nur die von Menschen, sondern auch die von Vampiren, Werwölfen und Gestaltwandlern. Nur bei Hexen und Feen hat sie ihre Schwierigkeiten. Doch dann verschwindet zuerst ihr Bruder, anschließend gabelt sie den lokalen Vampiranführer ohne Gedächtnis am Straßenrand auf, und schon steckt sie in Schwierigkeiten, richtigen Schwierigkeiten! Eine Gruppe von Hexen will die Stadt übernehmen, die Vampire und Werwölfe stellen sich ihnen entgegen, mitten darin unsere schwache Sookie. Bevor sie es sich versieht steht sie im Zentrum der Geschehnisse, und dann verliebt sie sich auch noch...


Charlaine Harris´ Welt hat einiges mit den gefeierten Romanen von Laurell K. Hamilton gemein. Beide Autorinnen stellen eine kleingewachsene, auf den ersten Blick schwache Frau in den Mittelpunkt ihrer Romane. Beide präsentieren uns eine US-Gesellschaft die nach dem »Coming Out« der Vampire und anderer übernatürlicher Wesen versucht, diese in den Alltag zu integrieren. Und beide, Anita Blake wie auch Sookie spielen im Kampf um die Macht der ihnen weit überlegenen Wesen eine bedeutende Rolle. Dabei verstehen es beide Autorinnen ihren Protagonistinnen Leben einzuhauchen.

Vorliegend betreibt Harris darüber hinaus eine sehr stimmige Milieustudie. Das kleine, abgeschieden gelegene Kaff mit seinen kleinbürgerlichen Bewohnern nimmt vor den Augen des Lesers Gestalt an. Obwohl wir wenig über den Ort selbst erfahren kommt die Stimmung der Kleinstadt mit ihrer hierarchischen Struktur, ihrer Trennung zwischen arm und reich, weiß und farbig, gebildet und arbeitslos sehr gut rüber.
Beide Frauen sind eher passiv aber dennoch auf der Suche nach einer Beziehung. Dass sie dabei bei einem der Nichtmenschen fündig werden, dass das erhoffte Familienglück damit unmöglich wird, belastet sie, hindert sie aber nicht daran ihre aktive Rolle in der jeweiligen Handlung zu übernehmen.

Anders als Anita Blake aber hat Sookie einen zivilen Job, muss sich nicht zum Gelderwerb mit Vampiren & Co abgeben. Damit hat sie einen ganz anderen Zugang und Beziehung zu den Nosferatu. Einzig ihre telepathischen Kräfte unterscheiden sie von anderen Kellnerinnen, die mühsam und mit schmerzenden Füßen versuchen sich finanziell über Wasser zu halten. Aus dem Aufeinandertreffen dieser beiden so unterschiedlichen Welten, dem Reich des Übernatürlichen und der tristen Alltagswelt der Kellnerin zieht der Roman einen Großteil seiner Faszination. Die Sorgen und Ängste Sookies, ihre Hoffnungen kann jeder nachvollziehen, ihren Mut kann und muss man bewundern. Sie stürzt sich nicht überhastet ins Abenteuer, sie wird getrieben durch Liebe. Die Liebe zu ihrem verschollenen Bruder, die Zuneigung zu einem wenn auch toten Mann, dem Wunsch nach finanzieller und emotionaler Absicherung sind gut nachvollziehbar geschildert. Verbunden mit einer spannenden Handlung bietet der Roman beste Unterhaltung - ähnlich und doch eigenständig und verschieden zu den Anita Blake-Titeln. Warum man bei dtv allerdings mit dem chronologisch vierten Band der Reihe begonnen hat, das wird mir zumindest für immer ein Rätsel bleiben.

hinzugefügt: April 26th 2006
Tester: Carsten Kuhr
Punkte:
zugehöriger Link: Deutscher Taschenbuch Verlag
Hits: 3242
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