A. Lee Martinez
Diner des Grauens
(Gil's All Fright Diner)
Aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Karen Gerwig
Titelillustration: Jett Soto
Piper Verlag, 2006, Taschenbuch , 345 Seiten, 9,95 EUR, ISBN 3-492-26615-4, 345
Von Carsten Kuhr
Stellen sie sich eines der typisch amerikanisches Road-Movies vor. Zwei Männer, fahren quer durch Texas, und kommen in ein kleines, gottvergessenes Wüsten-Kaff. Wo hält man an? Natürlich im örtlichen Diner, durch die Abwesenheit von McDonalds & Co schlichtweg die Adresse für gehobenes kulinarisches Vergnügen, und neben der heruntergekommenen Minigolfanlage einziges Highlight des örtlichen Nachtlebens. Also mal schnell einen Burger reinziehen, und weiter geht's, doch, Sie ahnen es: daraus wird nichts. Die etwas übergewichtige, dabei aber mit einer netten Portion Sexappeal und unzüchtigem Verlangen ausgestattete Wirtin hat nämlich ein Problem, ein ganz schön großes sogar. Jede Nacht klopfen Zombies an ihre Tür, der örtliche Glaser fährt ebenso wie das Krematorium Sonderschichten. Da kommt es gut, dass unsere beiden durchreisenden Freunde auch etwas auf der Pfanne haben. Einer ist ein Werwolf, der andere ein Vampir - und die Chose kann beginnen. Doch das hatten sich Earl und Duke auch einfacher vorgestellt. Bedrängt von Ghoulen, Zombiekühen und uralten unaussprechlichen Göttern müssen sie nicht weniger als das Armageddon, die Rückkehr der Großen Alten verhindern. Damit nicht genug verliebt sich Earl auch noch in einen Friedhofsgeist - und das wird dann erst ein richtiges Problem...
Das Phantastische Genre ist nicht gerade reich gesegnet mit lustigen, sich selbst nicht ganz so bierernst nehmenden Werken. Humor scheint verpönt, wenn es um Zauberer, Geister und Aliens geht. Dass es aber durchaus auch anders geht zeigt vorliegendes Werk. Voller Drive, frech und frisch, dabei jederzeit aber ein zutiefst realistisches Bild einer typisch amerikanischen Kleinstadt portraitierend, unterhält uns Martinez mitreißend und vergnüglich. Geschickt nimmt er bekannte Versatzstücke - die nymphomane Highschool-Schönheit, den allwissenden Sheriff, die liebesbedürftige Kellnerin -, wandelt diese geringfügig, setzt sie in einen ungewöhnlichen Kontext. Schon haben wir eine Handlung, die wir so nie und nimmer erwartet hätten, haben Personen, die eben weil sie ungewöhnlich sind interessant und unverbraucht wirken. Martinez persifliert geschickt, nimmt schamlos Anleihen bei vielen Genregrößen und mixt daraus seinen höllisch scharfen eigenen Cocktail, der rasant zu unterhalten weiß und die Zeit der Lektüre wie im Fluge vergehen lässt.