Ray Bradbury
Fahrenheit 451 (Hörbuch)
Sprecher: Hans Eckardt
Verlag und Studio für Hörbuchproduktionen, 2001, 5 CDs, Länge: 353 Minuten, 23,90 EUR, ISBN 3-89614-206-2
Von Ulrich Blode
„Fahrenheit 451“ ist ein Buch über Bücher. Erzählt wird die Geschichte des Feuerwehrmanns Guy Montag, der hauptberuflich Bücher verbrennt, bis er selbst von der Leidenschaft des Lesens und der Faszination fremder Gedanken erliegt.
Ray Bradburys schwarze Utopie erschien erstmals 1953 und basiert auf der Kurzgeschichte „The Fire Man“ (in: Galaxy Science Fiction, Februar 1951). Für europäische Leser klingt der Titel ein wenig rätselhaft: Bei besagter Temperatur entzündet sich nämlich Papier ( 233° Celsius).
Schöne neue Welt mag man denken, wenn Guy Montag nach Hause kommt. Beste Unterhaltung per Television und Glücksdrogen gibt es zuhauf. Selbständiges Denken gilt schon als asozial und so vergnügt man sich in den Tag hinein. Doch einige rückständige Menschen horten immer noch Bücher, die irrationale Gedanken verbreiten und jede Gesellschaftsordnung zersetzen. Also müssen die Feuerwehrmänner (Salamander) ran, um Relikte der Vergangenheit zu beseitigen. Dass die Häuser alle feuerfest sind und es reichlich Denunzianten gibt, ist dabei nur von Vorteil. Dieses Leben führt Montag, bis er die siebzehnjährige Clarisse kennenlernt. Heimlich fängt Montag an selber Bücher zu lesen und versteckt sie in seiner Wohnung. Die Faszination des Unerklärlichen lässt ihn nicht mehr los, er wünscht sich geradezu, von neuen Gedanken „belästigt“ zu werden. Doch wird er bald von seiner eigenen Frau denunziert und Montag flüchtet.
Eine Gesellschaft, wie sie Ray Bradbury schildert, ist oberflächlich und verdummt zusehends. Fernsehspiele, man denke an die populären Telenovelas, zeugen von Einfallslosigkeit und dem Bemühen, sich nicht mit der Welt auseinandersetzen zu müssen. Bradbury stellt heraus, dass hinter jedem Buch ein Mensch verborgen ist. Bücher bewahren die Gedanken auf, sie sind wertvolle historische Aufzeichnungen. Gehen sie verloren, verschwindet die Identität der Gesellschaft und jedes einzelnen Menschen.
Dass das Hörbuch der Erzählung Bradburys gerecht wird, ist positiv hervorzuheben. Besonders, da im Roman folgendermaßen gegen Bücher argumentiert wird: Klassiker würden zu viertelstündigen Hörspielen zusammengestrichen, um dann nochmals gekürzt in einer einzigen Spalte abgehandelt zu werden. Das hat aber der „Verlag und Studio für Hörbuchproduktionen“ nun gar nicht getan. Originalgetreu legt er eine Lesung des nachdenklichen „Fahrenheit 451“-Romans vor, bestens vorgetragen von Hans Eckhardt.
Bleibt zu hoffen, dass es noch lange Bücher geben wird. Denn in den elektronischen Zeiten haben Bücher immer noch den Vorteil, dass die meisten Gedanken in ihnen ausformuliert und nachprüfbar sind.