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Masters of Horror: Deer Woman (DVD)
Masters of Horror
Deer Woman
DVD
USA 2005, Regie: John Landis, Drehbuch: Max Landis & John Landis, mit Brian Benben, Anthony Griffith u.a.
Von Thomas Harbach
John Landis´ „Deer Woman“ ist die Auftaktfolge der „Masters of Horror“ und eine der ersten Folgen, die in Vancouver gedreht worden sind. Es stellt sich die Frage, ob ein wirklich gelungener Film - „American Werewolf in London“ - und eine Reihe netter Versuche –„Innocent Blood“ als solide Mischung zwischen erotischem Thrill sowie Komödie und insbesondere die vom tragischen Hubschrauberunglück mit drei Toten überschattete „Twilight Zone“ Episode – ausreichen, John Landis als Meister des Horrors zu bezeichnen. Seine schwindende Karriere könnte einen Imageschub sehr gut gebrauchen und seine immer noch zahlreichen Fans einen guten Film unter seiner Regie. Weiterhin ist John Landis nicht unbedingt ein Vertreter der Sex und Gore Generation. Damit steht er in die Tradition Mike Garris´, der einen kleinen Cameoauftritt am Geldspielautomaten in dieser Folge hat. Vielleicht ist das auch der Grund, warum Garris John Landis´ Folge als eine der ersten bewilligte. Sie reicht vom Drehbuch bis zur Inszenierung so weit in den aus den „X-Files“ bekannten Mystery-Bereich herein, dass sie ein breiteres Publikum als nur die Gorehounds hätte ansprechen können. Vielleicht wäre die Erwartungshaltung im Rahmen dieser sehr erfolgreichen, aber letzt endlich sich wiederholenden Serie geringer gewesen. Nach der Fertigstellung der Folge wurde sie aus verständlichen und später näher erläuterten Gründen in der Ausstrahlungsreihenfolge nach hinten geschoben. John Landis hat bei dieser Folge nichts dem Zufall überlassen. Zusammen mit seinem Sohn Max hat er das Drehbuch geschrieben. Mit Brian Benben hat er einen Schauspieler für die Hauptrolle verpflichtet, mit dem er schon in der HBO Fernsehserie „Dream On“ zusammengearbeitet hat. Diese hatte John Landis allerdings nur produziert.
Hinter den Kulissen ist Max Landis nicht der einzige Spross, der sich bei dieser „Masters of Horror“ erste Sporen im Filmgeschäft verdienen will. So stammt die Musik aus der Feder Peter Bernsteins, dem Sohn des berühmten Elmer Bernstein. Dieser hat unter anderem die Musik für John Landis einzigen und zu seinen besten Arbeiten zählenden Horrorfilm geschrieben: „Am American Werewolf in London“. Nicht umsonst findet sich in dieser Folge eine direkte Anspielung auf diesen Film: Der Hauptprotagonist Brian Benben, ein ausgebrannter Polizist, geschieden und von seinen Vorgesetzten nur noch auf undankbare Fälle angesetzt, spricht von einem „animal sexual assault“ – diese Passage funktioniert dank Benben komödiantischer Ausbildung am besten im Original – in London im Jahre 1981. Direkter und explizierter kann Landis das klassische Ende seines Films nicht in die Handlung von „Deer Woman“ integrieren.
Doch die Synthese zwischen Horror, subtiler Komödie und folkloristischem Hintergrund funktioniert nur in dem oft bei anderen Folgen der Serie schwachen zweiten Akt. Benben stellt sich im Bett liegend verschiedene Tatszenen vor und spielt die einzelnen Varianten gedanklich durch. Immer absurder werdend erinnert die letzte Sequenz bewusst und zielstrebig an John Landis Filmdebüt „Schlock“. Da er hier absichtlich billig und die Monsterfilme der fünfziger und sechziger Jahre imitierend agiert, wirkt diese Sequenz in der oft ansonsten sehr steifen und sich viel zu vorhersehbar entwickelnden Folge wie ein Fremdkörper. Dabei ist sie eine von zwei Passagen, die vorbehaltlos funktionieren. Die zweite Szene kommt gleich am Anfang, als der einsame und mit seinem Schicksal hadernde Benben an seinem Schreibtisch isoliert sitzt und seine Kollegen im Zeitraffer um ihn herum arbeiten. Ohne Worte stellt Landis die Einsamkeit seines Protagonisten sparsam effektiv dar und bringt so die Zuschauer auf seine Seite. Unabhängig von der schwachen Handlung überzeugt die Episode in erster Linie durch eine Handvoll von interessanten Charakteren. Im Gegensatz allerdings zu Mike Garris´ Folge agieren diese vollkommen isoliert und scheinen nur in individuellen Szenen. Insbesondere die punkige Ärztin im Obduktionsraum hat eine Reihe von sehr guten Dialogen auf ihren Leib geschrieben bekommen. Benbens Partner Reed dagegen gewinnt erst in seiner letzten Szene an Leben, dient oft als Stichwortgeber und zusammen mit dem bärtigen und unzufriedenen Polizisten als obligatorischer Stichwortgeber, um die Sage um die indianische Hirschfrau auch den Zuschauern erzählen zu können. Betrachtet man das Ensemble als Team und vor allem in einem engen Zusammenhang mit dem oft auseinander fallenden Drehbuch, so wirkt die Folge eher wie eine unabsichtliche Hommage an Drive In Klassiker wie „Monster on the Campus“ als moderner Horror. Weder findet sich ein Bezug zu Benbens zerrütteter Ehe – die Schwäche teilt Landis mit Mike Garris´ Folge „Chocolate“ – noch wird erläutert, wie die wunderschöne Indianerin Cinthia Moura – bei ihr kommt es wirklich nur auf den Körper an und nicht auf schauspielerische Fähigkeiten – über einen Tritt verfügt, der eher an HULK und Superheldenverfilmungen erinnert als die Reinkarnation einer folkloristischen Saga oder gar der hundertjährige Zyklus in den Vordergrund gestellt. Diese losen Fäden werden weder vom Script aufgenommen noch im offenen Ende erläutert. Auch in diesem Punkt wirkt die Folge wie eine der schwächeren Monsterfolgen von „Akte X“. Dieser Vergleich drängt sich nicht nur durch die Handlungskonstellation auf, sondern die Tatsache, dass zwei Partner ermitteln – auch wenn es beide Männer sind – und das Szenario mit dem Showdown und dem frustrierten und mit leeren Händen dastehenden Benben eine exakte Kopie dieser Serie ist.
Geht man vom Horrorfaktor – der schwach bis kaum vorhanden ist – weg und nähert sich der Folge aus der Perspektive eines überdrehten Kommentars auf die Dummheit der Geschlechter, wird das unsägliche Geschehen ein wenig erträglicher. Landis entlarvt die sexuelle Dummheit der Männer mit dieser Farce. So fällt niemanden der notgeilen Trucker, einsamen Handelsreisen und schließlich dem schwarzen Polizisten auf, dass die wunderschöne Frau nicht sprechen kann oder nicht sprechen will. Sie wird von niemandem drauf angesprochen, als wenn beim Sex verständnisvolle Dialoge eher hinderlich sind. Selbst in der deutschen Fassung sind einige der Dialoge spitzfindig und pointiert. Dazu kommt Landis visueller Humor. Vom Vorgesetzten, der Einhorn heißt über den Arm in der Regenrinne bis zu den übertrieben kommerziellen Indianern nimmt das Drehbuch einige Tendenzen amerikanischer Hinterweltkultur auf den Arm. Nicht umsonst beginnt die Geschichte in einer klischeehaft überzeichneten amerikanischen Kneipe.
Die Schwäche der Folge ist die fehlende Harmonie zwischen einer wirklich gut, überraschend erzählten und hintergründigen Geschichte und einer humorvollen Subebene. Visuell ungewöhnlich stark mit interessanten Kameraperspektiven und einigen optischen Verbeugungen vor einer Reihe klassischer Monsterfilme und seinen eigenen beiden Horrorfilmen verfügt diese Folge der Masters of Horror“ über eine eingehende musikalische Untermalung. Stimmungsvoll begleitet Peter Bernstein einige der Schocksequenzen. So entsteht ein überzeugendes Bild amerikanischer Urmythen, von denen man leider zu wenig sieht und viel zu wenig erfährt.
„Deer Woman“ gehört zu den wenig effektiven Episoden und das dürfte auch der Grund sein, warum Mike Garris sich entschlossen hat, sie nicht an den Anfang zu stellen. Die Ähnlichkeit zu den „X- Files“ wäre zu groß gewesen und vor allem bildet diese Folge einen scharfen Kontrast zu den eher brutalen Episoden anderer Regisseure.
Die „Behind the Scenes“ bestehen wieder fast ausschließlich aus kurzen, unüberbrückten Ausschnitten aus den Dreharbeiten. Nicht kommentiert und auch nicht von Interviews begleitet. Interessant ist es, John Landis sehr schauspielerorientierter Arbeitsweise zu folgen. Da die Episode selbst nur über wenige computeranimierte Tricks verfügt und sich beim Blut auch im Vergleich zu Stuart Gordon deutlich zurückerhält, konzentriert sich das Material auf eine Make Up Szene – hier hätte es gereicht, kurze, präzise Ausschnitte zu präsentieren und nicht die gesamte Sequenz – und einige dialoglastige Szenen. Spätestens nach der dritten oder vierten „Masters of Horror“ überzeugt das Material genauso wenig wie die immer gleichen Vorstellungen des Regisseurs. Einige Informationen über die Schauspieler wären hilfreich.
„Deer Woman“ wird die Gemüter erregen. Nicht unbedingt wegen des sehr guten Scripts und überdurchschnittlicher Ideen, sondern wegen des Versuchs, atmosphärisch dichten und sich an klassischen Motiven orientierenden Horror routiniert auf die Mattscheibe zu bringen. John Landis liefert eine unterhaltsame Stunde typischer Fernsehkost ab. In einer kontinuierlichen Serie mit feststehenden Charakteren wäre ein solcher Füller leichter zu überspielen, in einer Anthologieserie von namhaften Regisseuren mit einem sehr breiten, aber auf Sex und Gore ausgerichtetem Themenspektrum wirkt sie wie ein Fremdkörper, wie eine Zeitreise um mindestens vierzig Jahre in der Fernseh- oder Kinogeschichte zurück. Dafür ist sie aber zu ernsthaft und zu ambitioniert erzählt. Also weder Wild noch Fleisch noch Fisch.
DVD-Facts:
Bild: 1,78:1 (Widescreen anamorph)
Ton: deutsch Dolby Digital 5.1, englisch Dolby Digital 5.1
DVD-Extras:
Screensaver, Making of, Behind the Scenes, Interviews, B-Roll, Soundtrack, Featurettes
hinzugefügt: May 22nd 2006 Tester: Thomas Harbach Punkte: zugehöriger Link: Homepage zur Reihe Hits: 3045 Sprache: german
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Masters of Horror: Deer Woman (DVD) Geschrieben von Anonymous auf 2009-12-05 12:03:32 Meine Wertung:
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