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Murakami, Haruki: Hard-boiled Wonderland und das Ende der Welt (Buch)

Haruki Murakami
Hard-boiled Wonderland und das Ende der Welt
(Sekai-no-owari-to-hard-boiled-wonderland, 1985)
Dumont Literatur und Kunst Verlag, 2006, gebunden, 506 Seiten, 24,90 EUR, ISBN 3-832-17905-4

Von Ulrich Blode

Haruki Murakami ist einer der bedeutendsten Autoren der Gegenwart. Seine Wortwahl ist mal lakonisch oder gewitzt, immer überraschend. Der 1985 veröffentlichte Roman „Hard-boiled Wonderland und das Ende der Welt“ ist sowohl ein Alltagsroman als auch phantastisch. Der Protagonist lebt in einem Tokyo der nahen Zukunft. Die Stadt zeigt sich an der Oberfläche überaus bekannt und vertraut. Im menschlichen und architektonischen Untergrund tut sich jedoch Seltsames. Am Anfang steht ein Auftrag des „Systems“ für einen Professor Zahlen zu „waschen“. Unser Held, der als Kalkulator arbeitet, versteht sich auf diese Aufgabe. Durch ein antrainiertes Zusammenspiel der rechten und linken Gehirnhälfte vermag er es Daten zu verarbeiten, etwa zur Dekodierung oder zur Aufbereitung empirisch gewonnener Zahlen. Der Professor, der mit Tönen experimentiert, will aber das nicht genehmigte Shuffling-Verfahren angewendet wissen. Dadurch löst er im Gehirn des Kalkulators eine seltsame Entwicklung aus. Es ist zwar nicht das Ende der Welt, wie wir sie kennen, aber ein persönliches Weltenende. Das führt den Leser zu der Parallelhandlung, die in einer mysteriösen Stadt spielt, die von der Umwelt durch eine Mauer abgeschirmt wird. Hier werden Träume aus Einhornschädeln gelesen und nach Seelen gesucht.

„Hard-boiled Wonderland und das Ende der Welt“ ist eine Mischung aus Science Fiction, Krimi, Großstadtroman und Sinnsuche. Die zwei Romanhandlungen haben auf den ersten Blick nicht viel Gemeinsames, nach und nach erschließen sich aber die Zusammenhänge. Der allein lebende Kalkulator ist mit dem Ende Welt konfrontiert, wie er sie kennt. Hat ihn sein Single-Leben vereinsamt und die in ihm implantierten Daten sind lediglich nur der letzten Tropfen zur vollständigen Abkapselung von der Welt?
Auch als Krimi mag man die Geschichte lesen, in der es um den Datenkrieg zwischen dem „System“ und der „Fabrik“ geht, die hinter den Erkenntnissen des Professors her sind. Und dann wird es zu dunkler Phantastik, wenn die Leser erfahren, dass unter Tokyo die Schwärzlinge hausen, die ab und zu einen U-Bahn-Mitarbeiter oder einen verirrten Menschen mitnehmen.
Murakami ist trotz aller Abstraktheit ein großartiger Erzähler, der sich in der Film-, Musik-, und Literaturwelt gut auskennt. Überraschende Winkelzüge und ein Blick für das Detail machen „Hard-boiled Wonderland und das Ende der Welt“ überaus lesenswert.



Haruki Murakami wurde 1949 in Kyoto geboren. Er studierte Theaterwissenschaften und Drehbuchschreiben in Tokyo. Sein Roman „Wilde Schafsjagd“ erreicht 1982 eine Millionenauflage. Viele seiner Romane („Untergrundkrieg“, „Mister Aufziehvogel“, „Naokos Lächeln“, „Nach dem Beben“, „Kafka am Strand“ oder auch „Hard-boiled Wonderland und das Ende“) sind bei Dumont Literatur und Kunst Verlag erschienen.

hinzugefügt: May 24th 2006
Tester: Ulrich Blode
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