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Collins, Nancy A.: Der Todeskuss der Sonja Blue (Buch)

Nancy A. Collins
Der Todeskuss der Sonja Blue
(Sunglasses after Dark)
Aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Martin Baresch
Titelillustration: BabbaRammDass
Festa Verlag, 2006, Paperback, 272 Seiten, 12,95 EUR, ISBN 3-935822-98-5

Von Carsten Kuhr

Sie wacht in einem Irrenhaus auf. Sie weiß nicht wer sie ist. Sie weiß nicht wo sie ist. Aber sie weiß, dass sie Hunger hat, reißenden Hunger, Hunger nach Blut.
Sie muss hier raus, und sie kommt raus. Ihre Augen verbirgt sie hinter der spiegelnden Oberfläche einer Sonnenbrille, als sie sich daran macht, ihre verlorenen Erinnerungen zu suchen. Bald schon stößt sie auf erste Hinweise auf ein früheres, glamouröses Leben.
Sie war Denise Thorn, noch nicht volljährig.,als sie vor rund 20 Jahren in Swingin´ London verschwand. Seitdem suchen Polizei, Privatdetektive und Geisterbeschwörer nach Spuren der Millionenerbin des Wirtschaftsmoguls Jake Thorne.
Und doch ist sie auch Sonja Blue, eine gnadenlose Vampirjägerin mit unheimlichen Kräften. In Rückblenden erfahren wir von ihrer wechselvollen Vergangenheit, ihrer Vampirwerdung, ihren Nachforschungen über die Welt jenseits des Menschenalltags, den Dämonen, Ogern und Halbwesen, die sich unerkannt mitten unter uns aufhalten. Wir erfahren, wie sie zur selbsternannten Vampirjägerin wird, wie sie sich bei den Halbwesen einen Namen macht, der nur angstvoll geflüstert wird.
Dann holt sie ihre Vergangenheit ein, und sie muss einsehen, dass Vaterliebe ein gar zerbrechliches Gut ist. Ihr eigener Vater stellt sich gegen sie, eine Wunderpredigerin mit übernatürlichen Gaben setzt sie gefangen, doch es gibt kein Gefängnis, das Sonja Blue auf Dauer zu halten vermag, und die Rache hat einen Namen – nicht Denise Thorn, sondern Sonja Blue ...


1992 erschien der Roman erstmals in der bereits legendären Goldmann Horror Reihe. Nun, über zehn Jahre später, legt Frank Festa einen der damals innovativsten Vampir-Romane in einer neuen, von Martin Baresch sehr einfühlsam vorgenommenen Übersetzung endlich wieder auf.

Auch für mich war es nach über einer Dekade eine Rückkehr zu meinen Wurzeln. Würde mich der Stoff noch ebenso faszinieren können, wie damals, oder hat das Werk über die Jahre an Intensität, an Wucht verloren?

In einer Zeit, da Vampir-Epen von den klinisch reinen Lestat-Romanen einer Anne Rice, und den Dandy-haften Werken einer Barbara Hambly dominiert wurden erhob sich damals plötzlich eine neue, eine frische, eine freche Stimme. Voller Drive, voller Gewalt und Intensität schilderte uns die bis dahin weitestgehend unbekannte Nancy A. Collins plötzlich vom Leben einer Ausgestoßenen, einer Paria und ihrer Vendetta. Nicht etwa ein kraftstrotzender, testorongeschwängerter Nightstalker á lá Blade erwartete die damals noch lange nicht so gewalt-gewohnten Leser, sondern eine junge Frau, die buchstäblich über Leichen geht. Die gnadenlos verstümmelt, sich ihren Weg freikämpft und mit grausamer Kälte mordet. Das war neu, das war aufrüttelnd, ja schockierend. Und das Beste daran – das Buch hat seitdem nichts an Spannung, an Intensität verloren. Immer noch reißt uns die Geschichte um Sonja mit, ihre Suche nach den eigenen Wurzeln, nach ihrem Platz in der Welt. Sie lebt in den Tag, existiert für ihre Jagd, haltlos, orientierungslos aber voller Hingabe, ja Obsession. Das wirkt auf den Leser, eben wegen der emotionalen Kälte die Sonja verströmt, wegen der Haltlosigkeit, die sie offenbart, wie ein eiskalter Guss, der einen überkommt. Sonja ist keine Nosferatu mit der man Mitleid hat, in die man sich hineinversetzt, die man um ihre Kräfte beneidet. Sonja, das ist ein gnadenloser Killer, ein instinktgetriebenes Tier, ein Vampir wie er so wirklich sein könnte. Und das weckt Emotionen. Angst, kreatürliche Furcht vor der wilden, zügellosen Bestie, deren Motivation sich Menschen kaum erschließt. Und dieses »Anders-Sein« macht einen Großteil der Faszination aus, der das Buch auszeichnet.

Hoffen wir, dass auch die weiteren Werke um Sonja in einer ebenso gelungenen Neuübersetzung ihren Weg in die Buchhandlungen finden werden – verdient haben es die Autorin und der Verlag allemal.

hinzugefügt: June 15th 2006
Tester: Carsten Kuhr
Punkte:
zugehöriger Link: Festa Verlag
Hits: 3321
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