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Voehl, Uwe: Schwarze Herzen (Buch)

Uwe Voehl
Schwarze Herzen
Titelillustration Michael Hutter
mg Verlag in Kooperation mit Edition Bärenklau, 2006, Paperback, 222 Seiten, 10,00 EUR, ISBN 3-931164-47-0

Von Carsten Kuhr

Uwe Voehl ist einer der alten Hasen im Horror Business. Seit Jahrzehnten verfasst er für unterschiedliche Reihen Romane, nun endlich ist man bemüßigt zu sagen, liegt eine erste Collection einiger seiner Kurzgeschichten vor.

Der mg Verlag hat sich für das Projekt mit der Edition Bärenklau zusammengetan und legt schon rein äußerlich ein ungewöhnliches Buch vor. Ein großformatiges Paperback, zusätzlich versehen mit einem Umschlag und einem neugierig machenden Titelbild einer viktorianisch wirkenden Frau mit einem Schädel in den Händen weckt das Interesse des Interessierten Genießers dunkler Phantastik.
Nur sieben Geschichten umfasst der Band, ein sehr intimes Nachwort von Malte S. Sembten schließt den hoffentlich ersten Teil einer Werkreihe ab.
Die Geschichten, zwei davon sind Erstveröffentlichungen, zeigen, dass Voehl über eine große Bandbreite dunkler Phantasie verfügt. Dabei hält er sich an die Vorgaben, denen gemeinhin gute Stories entsprechen. Er baut, konzentriert auf seine wenigen Protagonisten seine Handlung auf, wartet dann zum Schluss mit einer überraschenden, unerwarteten Wendung auf. Es gelingt ihm seine Hommagen an große Vorbilder, insbesondere H. P. Lovecraft mit eigenem Leben zu füllen. Dies auch, weil er die Gabe hat, seine Leser mit einigen wenigen Sätzen in eine andere Zeit zu entführen, Erinnerungen wachzurufen, zeichnen sich doch seine Geschichten immer durch eine durchaus positiv gemeinte Heimatverbundenheit aus.


So fühlte ich mich gleich in der ersten Geschichte, die in den 70er Jahren spielt heimisch. Pointiert berichtet Voehl uns vom alljährlichen Straßenfest in einem kleinen Dorf. Während sich ihre Eltern betrinken und anschließend lächerlich machen, treffen sich die Jugendlichen am Baggersee, um bei T-Rex und Sekt dem Tony Marshall Martyrium aus dem Weg zu gehen. Um seine Angebeteten zu gefallen, will einer der Jungen die Musik der Alten stilllegen. Was als Mutprobe eines Möchtegern-Kavaliers beginnt, entwickelt sich zu einer veritablen Hexenverfolgung - nur, dass die vermeintliche Hexe gar nicht die Urheberin der Verwünschungen ist...

Im zweiten Werk begibt der Autor sich auf die Spuren der Nazis. Ein selbsternannter Doktor von Wachensteyn hat einmal mehr eine auch im braunen Reich illegale Abtreibung vorgenommen. Dass die Zigeunerin ihm dafür zu willen ist versteht sich von selbst. Doch nicht nur der Fötus ist merkwürdig, auch der Vater des abgetriebenen Kindes erweist sich als ungewöhnlich - ein gefünftelter Nekromant steckt hinter der Zeugung, eine Tatsache, die den Führer selbst auf den Plan ruft.

Anschließend entführt Voehl uns das erste Mal in das kleine Städtchen Hellheim. Ein Pärchen ist zum Treffen der Zauberer geladen, ihr Gastgeber ein seit 2 Jahren verstorbener ehemaliger Freund ...

In der vierten Geschichte begleiten wir eine Mutter von Zwillingen beim Kauf von Kinderuhren für ihre Sprösslinge. Doch dann findet sie ihren geparkten Volvo nicht wieder, ihre Umgebung verändert sich unmerklich, und im Fernsehen sieht sie den Bericht eines Mordes einer Mutter an ihren Zwillingen ...

Danach geht es erneut nach Hellheim. Der jährliche Geisterumzug zu Karneval steht an, ein Tag, an dem Geister und Vampire auf Erden wandeln ...

In der vorletzten Erzählung entführt uns Voehl nach Japan. Ausgerechnet die asozialen Parias, die verarmten Underdogs der Gesellschaft warten plötzlich mit Modekreationen auf, die die Fachwelt in Entzücken versetzen. Doch wer schafft die Kleidungsstücke, und warum verschenkt er diese an die Mittellosen? Es geht um die Wiedergeburt der Kunst die man Mode nennt.

Den Abschluss bildet die zusammen mit Malte S. Sembten verfasste Geschichte um den Gasmann, der gerüchteweise seine eigene Gaskammer tief unter den Stadtwerken eingerichtet hat. Doch die verbrannten Leichen stammen gar nicht aus der Kammer, das Buch der Phänomene weiß die Antwort.


Ähnlich wie die Großen der Phantastik fußen Voehls Geschichten immer zunächst fest in der Realität, bevor sie zunächst unmerklich ins Surreale, ins Unheimliche abgleiten. Dabei gelingt es dem Autor uns tief innen zu packen, urwüchsige Ängste zu wecken, zu verstören. Hoffen wir, dass diesem Band bald ein weiteres Buch mit weiteren Erzählungen Voehls an die Seite gestellt wird, ich zumindest warte voller Ungeduld.

hinzugefügt: July 9th 2006
Tester: Carsten Kuhr
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