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3 Helden 1: Das japanische Schwert, Jason Dark (Buch)
3 Helden Band 1
Jason Dark
Das japanische Schwert
Titelillustration von Marc Robitzky
Area/Unipart, 2006, HC, 140 Seiten, 2,95 EUR, ISBN 978-3-89996-801-9 bzw. 3-89996-801-8
Von Irene Salzmann
Randy Ritter bekommt Besuch von seinem japanischen Email-Freund Toshikiara, genannt Turbo. Schon am Flugplatz gib es unerwarteten Ärger: Einige Yakuza versuchen, das Familienschwert der Toshikiaras in ihren Besitz zu bringen. Turbo gesteht, dass der Besuch eigentlich eine Flucht ist. Bevor seine Eltern spurlos verschwanden, vertrauten sie ihm das wertvolle Schwert an.
Zunächst gelingt es Randy, Turbo und Ela, Randys Freundin, die Gangster hereinzulegen. Diese geben jedoch nicht auf und dringen in das Anwesen der Ritters ein. Zum Glück hat Butler Alfred einige Tricks auf Lager – aber reichen diese, um die skrupellosen Yakuza auszuschalten?
Helmut Rellergerd alias Jason Dark ist vor allen Lesern von Horror-Romanheft-Reihen ein Begriff. Besonders durch seine Serie „John Sinclair“, Bastei, konnte er eine große Fan-Gemeinde um sich scharen. Später erschienen einige Romane auch als Taschenbuch und wurden verfilmt. Weniger bekannt ist, dass er auch für mehrere Krimi-Serien (darunter „Jerry Cotton“) und den Western „Lassiter“ schrieb.
Mit der mehrbändigen Reihe „3 Helden“ versucht sich Jason Dark nun als Kinder- bzw. Jugendbuch-Autor – und auch das nicht zum ersten Mal. Mit den Themen, die er aufgreift, bewegt er sich auf vertrautem Terrain: Action, Krimi, Horror – natürlich abgeschwächt und für jugendliche Leser leicht verdaulich.
Bei den Hauptfiguren handelt es sich um zwei Jungen und das ‚Quoten-Mädchen’, das stets im Schatten ihrer Freunde steht, bei Gefahr ängstlich reagiert und auf Hilfe angewiesen ist. Oft wird sie aus den Abenteuern ausgeschlossen und zickt beleidigt herum.
Die Eltern der Jugendlichen belegen nur Nebenrollen, sofern sie überhaupt auftauchen. Turbos Angehörige sind verschollen, und die von Ela haben keine Handlungsanteile. In Randys Fall ist der Vater häufig unterwegs. Offiziell arbeitet er als Wissenschaftler, doch gibt es einige Dinge, die geheim gehalten werden. Ist die Mutter anzutreffen, sorgt sie sich um die Kinder und stopft sie mit Essen voll. Butler Alfred kümmert sich um das große Anwesen der Ritters, begleitet Randys Vater auf geheimen Missionen oder hilft den Kindern mit seinen erstaunlichen Kenntnissen aus der Patsche. Nomen est omen: Es wird sogar angedeutet, dass Batmans Majordomus Pate stand für diese Figur, die oft als deus ex machina tätig wird. Erwachsene, die selten im Weg sind, liefern die notwendigen Rahmenbedingungen, damit die Jugendlichen allerlei gefährliche Abenteuer erleben können.
Im ersten Band der Reihe bekommen es die „3 Helden“ mit Yakuza zu tun. Das Einstiegsthema ist geschickt gewählt, denn im Augenblick interessieren sich Leser zwischen 12 und 16 für Japan – bedingt durch Mangas, Animes, PC-Games. Folglich ist Turbo Japaner, Besitzer eines antiken Samurai-Schwerts und Gejagter der Yakuza. Die Gangster entsprechen den gängigen Klischees, doch ist es sicher kein beabsichtigter Gag, dass der Kahlköpfige Shuyo (Haupt, wichtig oder Geschwulst) und der Dicke Kway (kawaii – niedlich, hübsch) gelesen werden könnte, während man bei Minos eher an einen kretischen König denkt. Die Yakuza sind dumm, tölpelhaft und brutal, Angst haben sie bloß vor ihrem Auftraggeber. Sie setzen die Jugendlichen unter Druck, müssen sich dann jedoch Alleskönner Alfred stellen, der das Problem löst, als wäre er Batman höchstpersönlich.
Die Sprache ist simpel und stellenweise derb. Es gibt keine nennenswerten Unterschiede bei den Dialogen, ob sie nun von Erwachsenen oder Kindern geführt werden. Die drei, vier Ausdrücke aus dem Teenager-Jargon, die der Autor aufschnappen konnte, baut er ein, um seine Figuren zeitgenössisch und cool erscheinen zu lassen. Tatsächlich wirken sie jedoch sehr unreif, und die Redeweise wird von der Zielgruppe als unteres Niveau eingestuft.
Man findet viele Elemente des Groschenromans wie z.B. die Amerikanismen, die schon seit Jahren out sind. Die Kinder rufen sich bei flotten Kurznamen und reden ihre Eltern mit Mom und Dad an. Nebenbei besitzt Turbo lediglich einen Familien- und keinen Vornamen; korrekt müsste man ihn Turbo-chan oder Turbo-kun nennen… Auch Nebencharaktere haben Namen und kurze Szenen, in denen verdeutlicht wird, was für üble Kerle das sind, mit denen man kein Mitleid zu haben braucht, wenn sie der Polizei übergeben werden. Regelmäßig eingestreute Action-Szenen sorgen dafür, dass die Spannung nicht verloren geht, und am Ende siegen – keine Überraschung - stets die Guten.
„3 Helden“ wendet sich an junge Leser, die spannende und zeitgemäße Abenteuer-Lektüren mögen. Mit Randy und Turbo bieten sich zwei Jungen zur Identifikation an; die weibliche Rolle hingegen lädt weniger ein. Der Autor bedient sich zu vieler Klischees und schafft es nicht, Ela gleichberechtigt agieren zu lassen. Zwar sind die Drei keine Superhelden, die alles allein schaffen, aber sie wirken schematisch und nicht wirklich lebendig. Man merkt der Geschichte an, dass Jason Dark über Jahre hinweg Romanhefte schrieb und sich der ihm vertrauten Genre-Elemente bedient. Die wenigen Jugendlichen, die tatsächlich noch zum Buch greifen, stellen allerdings höhere Ansprüche an Stil, Handlungsaufbau und Charakterdesign.
hinzugefügt: July 15th 2006 Tester: Irene Salzmann Punkte: zugehöriger Link: Area Verlag Hits: 5429 Sprache: german
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