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Masters of Horror: Fair Haired Child (DVD)

Masters of Horror
Fair Haired Child
DVD
USA 2005, Regie: William Malone, Drehbuch: Matt Greenberg, mit Lori Petty, Lindsay Pulsipher u.a.

Von Thomas Harbach

Um gar keine Verwechselung mit der zweiten Mädchen-Episode der ersten Staffel der „Mastesr of Horror“ aufkommen zu lassen, verzichten Regisseur William Malone und Drehbuchautor Matt Greenberg auf jeglichen Humor und präsentieren eine dunkle Dämonengeschichte mit einem unheimlichem Packt mit höheren Mächten im Mittelpunkt ihrer Geschichte. Aufgrund seiner bisherigen Werkes kann William Malone auf gar keinen Fall zu den „Masters of Horror“ gezählt werden, allerdings zeigt sich in der klaustrophobischen Inszenierung eine gewisse erzählerische Reife kombiniert mit der richtigen Wahl der Schocks. Seine beiden Genre-Filme – das „House on Haunted Hill“-Remake und der geradlinige „FeardotCom“ – haben oberflächlich sehr gut ausgesehen, litten aber immer unter vorhersehbaren und/oder unlustigen Drehbüchern. Matt Greenbergs Arbeiten „Halloween H20“ und „Reign of Fire“ überzeugten eher durch ihre Ideen als die Filme, die es schließlich auf die Leinwand brachten. Nicht zuletzt aus diesem Grund ist die Kombination dieser beiden unterschiedlichen potentiellen Talente die richtige Entscheidung der Produzenten gewesen. Herausgekommen ist eine düstere, sehr geradlinige und über weite Strecken sehr aufwendig inszenierte Geschichte um die Liebe zu einem verstorbenen Kind und die Zweifelhaftigkeit aller Verträge mit übergeordneten Mächten.

Gleich zu Beginn beginnt Malone seine Geschichte mit der Erntführung der dreizehnjährigen Tara – Lindsey Pulsipher mit einer soliden Leistung, wenn das Drehbuch auch keinen Raum lässt, ihre künstlerischen Ambitionen schließlich im entscheidenden Augenblick phantasievoll zu nutzen. Bevor sie betäubt und verschleppt worden ist, erinnert sie sich daran, von einem Auto angefahren worden zu sein. Folgerichtig wacht sie anscheinend in einer Privatklinik auf. So traumatisch die folgende Szene zwischen Opfer und ihren Entführern – Lori Petty und William Samples – auch inszeniert worden ist, dient sie im Grunde weniger der Desorientierung des Opfers als zum Lückenfüllen. Sie ist sinnlos und das Risiko, ihr Opfer mit deren Mutter am Telefon sprechen zu lassen, erscheint aufgrund deren Tablettenabhängigkeit begrenzt. Schließlich landet Tara im Keller des Hauses und rettet einen jungen Mann – Jesse Had***** vor dem Selbstmord. Dieser kann nicht sprechen und schreibt in den Staub, dass er Johny heißt. Bei der Erkundung ihres Kellerverlieses stoßen sie auf die Überreste anderer Opfer und den Hinweis, dass man sich vor einem gewissen „Es“ in Sicherheit bringen sollte. Leider gesagt als getan in einem isolierten und abgeschlossenen Raum…


Wie eine Reihe anderer Folgen dieser Reihe basiert die Stärke der Geschichte weniger auf dem verschachtelten, aber im Nachhinein nicht immer logisch zusammengefügten Plot, sondern auf einer emotionalen, die Verzweifelung der einzelnen Charaktere – auf beiden Seiten der Münze, also den „Guten“ und den „Bösen“ Protagonisten – gut dem Zuschauer zu übermittelnden Ebene. Dieser Ansatz ermöglicht es den überwiegend unbekannten Schauspielern, ihren einzelnen Charakteren Tiefe zu geben und resultiert in sehr guten Darstellungen. In dieser Hinsicht ähnelt die Folge unwillkürlich Mike Garris „Chocolate“. Auch wenn sie in ihrem Gefängnis pausenlos von einer erst unbekannten, später sich als Dämon zeigenden Macht bedroht werden, entwickelt sich eine gewisse Chemie zwischen den beiden jungen Menschen. Das genaue Gegenteil zeigt sich in der Darstellung der beiden Entführer. Malone inszeniert sie nicht zuletzt dank seiner Rückgriffe auf eine Vielzahl optischer und cineastischer Tricks – bis hin zu einer Reihe schwarz-weiß gehaltener, verfremdeter Rückblicke – sehr stilisiert und vor allem distanziert. Trotzdem nimmt ihnen ein Zuschauer die Rolle eines trauenden, etwas weltfremden Ehepaars ab, das ihren einzigen Sohn in einem tragischen Unfall verloren hat und die alten Götter zu einem unheilvollen Pakt überredet, den sie über 12 Jahre ausführen müssen. Malone stellt mit boshaften Vergnügen ihre unmoralische Handlungsweise in einen scharfen Kontrast zu ihrer emotionalen Instabilität.

Zwar greift er an manchen Stellen auf andere musikalische Massenmörder zurück – einige Kameraeinstellungen erinnern an eine Mischung aus „Das Phantom der Oper“ und natürlich Vincent Prices als Dr Phibes – aber gleichzeitig vertraut er nicht nur der Darstellung seiner beiden Schauspieler, sondern bildet in der großartigen Villa eine Distanz zwischen dem offiziellen Leben und den dämonischen Abgründen. Während das Haus sehr sauber, sehr geordnet, fast klinisch rein wirkt, ist der Keller abgrundtief dreckig, dunkeln und könnte durchaus „Moonface“ aus Don Coscarellis „Incident on and of a Moutain Road“ zu Ehre gereichen. So finden sich im Garten der Entführer nette Details wie kleine Windspiele aus Köpfen und Knochen. Diesen Hintergrund unterstützt Malone durch eine Reihe sehr interessante Rückblicke, durch Traumsequenzen, in denen er unter anderem auf Stop Motion zurückgreift. Es finden sich schwarz weiße Szenen mit einem deutlichen Stich ins Surrealistische neben der fortlaufende Bedrohung Taras in ihrem Kellergefängnis stellt. Mit Hilfe einer sehr beweglichen Kamera, klassischer Musik als Untermalung der grausigen Vorgänge und einem atemberaubenden, eleganten Dekor vermischt sich die klassische Gruselgeschichte zu einem faszinierenden Alptraum.

Auch wenn das Cover der DVD einen Blick auf das Monster gewährt, ist die Inszenierung effektiver und furchterregender. Mit einer Mischung aus CGI und klassischer Stop Motion Technik erinnert es an einen Bastard aus Gollum und außerirdischem Besucher – direkt aus den B-Filmen der fünfziger Jahre. Das Team hat die Aufgabe, ihn möglichst fremdartig und doch in einigen Zügen an einen Menschen erinnernd darzustellen mit Anstand gelöst. Drehbuchtechnisch stellt sich zwar die ungeklärte Frage, wie „Es“ überhaupt entstanden ist. Hier bleibt das Script in Andeutungen hängen und kann abschließend auch nicht den Bogen zu den angebeteten Mächten schlagen. Dunkle Wolkenformationen vor einem roten Himmel wirken nicht unbedingt erschreckend, auch wenn sie sich im Zeitraffer bewegen und als Silhouette ein Gesicht formen. Man hat sich allerdings bemüht, insbesondere den Bewegungsablauf fremdartig darzustellen. Eine weitere Frage stellt sich nach der Intelligenz der Kreatur: sie könnte nach den gezeigten Szenen ohne Probleme und augenblicklich aus ihrem improvisierten Gefängnis ausbrechen und weitere Opfer schlagen. Wird sie von dem zugrunde liegenden Geschäft zurückgehalten? Ist sie wirklich eine Inkarnation des toten Sohnes? Dafür würde sprechen, dass er im Laufe der Opferszenarien mit den übernatürlichen Mächten verhandeln und einen besseren Deal – für wen? – erzielen kann? Auf der anderen Seite hätte er selbst das Töten mit persönlicher Zurückhaltung unterbinden können, wenn es ihm so zu wider gewesen wäre. Schließlich dreht er in einer der am Ende ist viel zu schneller Abfolge gezeigten Szenen den Handel um und opfert andere, aus seiner Sicht schuldige Personen. Damit stellt er aber seine eigene Täterrolle in den Schatten und schiebt die alleinige Schuld seinen Eltern zu. Konnte er dem Drang ansonsten dank des Paktes nicht widerstehen? Dann wäre sein Handeln immer noch nicht on Ordnung, aber verständlich. Jegliche Schuld legt er allerdings am Ende sehr schnell ab und zieht in sein gedankliches Traumschloss mit seiner Traumfrau -? – ein. Mallone und Greenberg haben aus dem bekannten Plot zwar eine rasante Achterbahnfahrt gezeichnet, sie legen aber in zu schneller Abfolge zu viele falsche Spuren, die in der charakterlichen Anlage nicht immer nachvollziehbar sind. Greenbergs Script wechseln zwischen originellen Szenen und einer Reihe von Klischees. Trotzdem hat das Drehbuch nicht zuletzt wegen seiner pointierten Kürze keine merklichen Längen und gibt Mallone eine solide Vorlage, um seine technische Expertise und seine Experimentierfreudigkeit in den Stoff zu integrieren. Insbesondere sein fast pyrotechnischer Stil ist die Grundlage für einige unheimliche Szenen – perfekt untermalt mit entsprechendem Sound und Musik – und die Folge kumuliert in einer einzige wirklich blutigen und abstoßenden Szene, die sich prompt als Ausgangspunkt und nicht Ende für eine neue Drehung im Script entpuppt.

„The Fair-haired Child“ gehört eindeutig zu den besseren Episoden der ersten Staffel. Dabei haben es Mallone und Greenberg nicht unbedingt leicht. Sie kämpfen gegen eine eher klischeehafte Ausgangssituation an und haben aus diesem Szenario die Beste, wenn auch nicht perfekte aller Horror- Welten gemacht.

Die Extras bestehen im Gegensatz zu einigen anderen Produkten dieser Serie ausschließlich aus Interviews. Bei einer solchen von den einzelnen Protagonisten beherrschenden Folge eine empfehlenswerte Vorgehensweise, auf der anderen Seite enthält die Folge mit dem Dämon eine der interessantesten und exotischen Schöpfungen dieser ersten Staffel. Einen kurzen Bericht hinter den Kulissen dieses Schöpfungsprozesses hätte die ansonsten sehr gute Präsentation – sowohl optisch als auch tontechnisch – auf dieser DVD abgerundet. Den Reigen der Interviews eröffnet der Regisseur William Malone. Er berichtet von den Dreharbeiten, er beantwortet allerdings die sehr direkten, wenn auch nicht immer originellen Fragen sehr präzise. Ein Zuschauer vermisst aber in erster Linie Informationen über seinen Hintergrund und seine Erfahrungen mit Kinofilmen oder dem Horrorgenre allgemein. Das Gespräch wirkt leider sehr abgehackt und es kommt zu keinem Dialog, sondern es bleibt eine fast unpersönliche Frage- Antwortsession. Im Gegensatz zu der Over-the-Top Inszenierung der eigentlichen Folge eine sehr ruhige Präsentation. Er bleibt der einzige Macher, der interviewt wird. Es folgen insgesamt vier Gespräche mit den wichtigen Schauspielern. Insbesondere das erste Gespräch mit Lori Petty leidet unter einem ständigen Rauschen während der Fragestellung. Die Schauspielerin präsentiert sich sehr verbal, bemüht sich die Fragen sehr ausführlich und mit entsprechendem Beiwerk – entweder kleine Geschichten oder einen persönlichen Eindruck versehen – zu beantworten. Trotzdem findet der Zuschauer keinen Zugang zu ihrem Charakter und bleibt ein wenig enttäuscht zurück. Einige ihrer Antworten wirken auch eher wie Floskeln aus dem Movie- ABC und ihre Schilderung einiger Spezialitäten während der Dreharbeiten erinnert nicht unbedingt an den hektischen Schedule eines zehntägigen Drehs. Bei einigen Fragen bestätigt sich der Eindruck, dass der Interviewer die eigentliche Show nicht gesehen hat.

William Samples dagegen in der Rolle des Musiklehrers und verzweifelten Vaters bemüht sich, seinen Charakter differenziert darzustellen und liefert im Gründe seine persönliche Interpretation dieser Figur gleich nach. Es ist nicht nur eine sehr sympathische Präsentation, sondern eine Umkehr des klassischen „Schuld und Sühne“ Motivs. Leider folgt ihm der Interviewer nicht auf diesem interpretationswürdigen und vor allem interpretationsfähigen Pfad. Lori unterbricht ihn an einer Stelle rückblickend sehr amüsant mit einer schwarzen Gasmaske, die zu ihrem Unterhemd passt. Im Gegensatz zu seinen Mitschauspielern kann Samples einiges mehr über ihren Regisseur Mallone berichten und aus seiner Mimik lässt sich ablesen, dass er auch gerne von den Dreharbeiten berichtet. Lindsay Pulsipher nimmt das Interview dagegen nicht unbedingt vollkommen erst, man kann sich des Gefühls nicht erwehren, sie ist noch nicht an die Rolle des „Stars“ und den damit verbundenen Pflichten gewöhnt. Sie bemüht sich aber trotzdem interessant und verbal kraftvoll das Zusammenspiel mit ihrem jungen Kollegen zu erklären und gibt im Gegensatz zu ihren Kollegen eine Reihe von charakterspezifischen Informationen. Darüber hinaus verstrickt sie sich allerdings immer wieder in die reine Wiedergabe des Inhalts der Folge. In einem starken Kontrast dazu geht sie auf die Dreharbeiten ein und kann als Horrorfan von ihrer am eigenen Leib gespürten Make- Up Reifeprüfung berichten. Negativ sind neben dem schwachen Ton eine unterdurchschnittliche Kameraführung und eine ständige Fokuskorrektur. Das letzte Interview beginnt leider mit der Antwort auf eine in dieser Schnittfassung zumindest ungestellte Frage, der Zuhörer kann die Fragestellung erahnen – sie wiederholt sich in allen Interviews -, doch etwas mehr Sorgfalt in der Präsentation hätte gut getan. Haddock wirkt sehr zurückhaltend, bemüht sich, über die Frage und ihre Bedeutung nachzudenken, bevor er sehr kurze, sehr knappe Antworten fast monoton gibt. Dadurch wird das Interview ungewöhnlich und ungewollt hektisch und der Zuschauer verliert das Interesse, ihm wirklich zuzuhören. Es wäre schöner und für den Zuschauer nachvollziehbarer gewesen, die Interviewblöcke in zwei große Komplexe aufzuteilen. Einmal die jungen Schauspieler auf der einen Seite, dann mit Samples und Petty die erfahrenen Hasen auf der anderen Seite. Da diese in der Episode selbst ja auch zwei Paare bilden, die nur wenig „Kontakt“ miteinander haben, die Intensität dieser Folge aber von der Chemie zwischen ihnen abhängt.

Alles in allem sind die Extra eine einseitige, manchmal ein wenig mühsame Ansammlung von durchschnittlichen Interviews, die nur sehr wenig über die einzelnen Schauspieler oder den Regisseur berichten und manchmal nicht zuletzt aufgrund der Interviewführung wie eine kleine Propagandashow für die gesamte Serie wirken. Ein kleiner Wehrmutstropfen in einer der überraschend intensiven und handlungstechnisch besseren Folgen dieser Serie.


DVD-Facts:
Bild: 1,78:1 (Widescreen anamorph)
Ton: deutsch Dolby Digital 5.1, englisch Dolby Digital 5.1

DVD-Extras:
Screensaver, Making of, Behind the Scenes, Interviews, B-Roll, Soundtrack, Featurettes

hinzugefügt: July 18th 2006
Tester: Thomas Harbach
Punkte:
zugehöriger Link: Homepage zur Reihe
Hits: 2668
Sprache: german

  

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