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Wilson, F. Paul: Das Kastell (Buch)

F. Paul Wilson
Das Kastell
(The Keep)
Aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Alexander Amberg
Titelillustration: Dave Kendall
Festa Verlag, 2006, Taschenbuch, 442 Seiten, 11,00 EUR, ISBN 3-86552-037-1

Von Carsten Kuhr

1941 in den rumänischen Karpaten. Die deutsche Wehrmacht hat bei ihrem Vormarsch auch eine alte Befestigung am Dinu-Pass in Besitz genommen. Auch wenn die Herrenrasse eigentlich mit allem fertig werden sollte, irgendetwas tötet die aufrechten Kämpfer für Volk und Führer. Als Major Klaus Wörmann, der Kommandant der Einheit und einer der ganz wenigen Männer, die den Mut und das Gewissen haben Nein zu sagen zu den Gräueltaten seiner Vorgesetzten um Unterstützung bittet, sendet ihm das Oberkommando statt der Genehmigung des Standortwechsels zwei SS-Einheiten unter der Führung Erich Kämpffers, eines Mannes, der bereits in Auschwitz seinen Wert für die Endlösung bewiesen hat, und nun eigentlich in Rumänien ein neues Konzentrationslager aufbauen sollte.

Das Kastell ist für sein Alter sehr gut in Schuss. Merkwürdig nur, dass der Bau mehr darauf ausgerichtet zu sein scheint, etwas in seinem Inneren gefangen zu halten, als dass er Schutz vor einer äußeren Bedrohung bietet. Ein geldgieriger Gefreiter, der im Kastell auf Schatzsuche geht und dabei auf eine verborgene Kammer stößt löst die Mordserie aus. Den Horror vermag auch der stramme Sturmbannführer Kämpffer nicht zu stoppen. Erst die Hinzuziehung des jüdischen Experten Cuza aus Bukarest und dessen Tochter bringt erstes Licht ins Dunkel des Mysteriums, auch wenn der Professor aus dem Untervolk dem Nazi ein rechter Dorn im Auge ist. Rasalom, so der Name des im Kastell eingekerkerten Dämons, hat vor Jahrhunderten an der Seite Vlad des Pfählers gekämpft. Nun bietet er dem todkranken Cuza an, ihn und seine Tochter vor den Nazis zu schützen, wenn der Professor hilft, den Bann, der ihn im Kastell einkerkert zu brechen. Der Pakt wird geschlossen, doch auch Rasaloms alter Widersacher, der Magier Glaeken hat die Jahrhunderte überdauert, und Wacht gehalten. Jetzt eilt er zum Kampf nach Rumänien, zum letzten Kampf des Guten gegen das Böse ...


1983 wurde der Roman unter der Regie von Michael Mann und mit lan McKellen in der Rolle des Professor Cuza verfilmt. Nun sollte man meinen, dass wie dies sonst üblich ist, eine filmischen Umsetzung - und sei sie auch noch so missraten - dafür sorgen würde, dass das zugrunde liegende Buch zu Bestseller-Ehren kommt.
Während der Roman in den USA auch zu den bekanntesten und bestverkauften Werken Wilsons gehört, fristet er hierzulande, lange vergessen, eher ein Schattendasein. Bereits 1990 in der Horror-Reihe des Goldmann Verlages in stark gekürzter Übersetzung veröffentlicht, wagte sich seitdem trotz des Erfolges der „Handyman-Jack“-Romane bei Goldmann kein Verlag an eine Neuauflage. Zu anrüchig scheint manchen Verlagsoberen die Kombination eines Horror-Romans mit der Nazi-Thematik zu sein, obwohl Wilson neben dem SS-Bösewicht auch einen aufrechten Deutschen portraitiert hat, der den Mut hat, sich gegen seine Vorgesetzten zu stellen. Nun endlich, nach gut 15 Jahren legt der umtriebige Frank Festa den Roman in einer erstmals ungekürzten und sehr gelungenen Übersetzung neu auf.

Einmal mehr landet der Festa Verlag damit einen Volltreffer. Die intensive Beschreibung des Kastells und seiner Umgebung, die düstere, eindrückliche Atmosphäre, die Wilson in der alten Feste selbst aufbaut, zählen zu dem Intensivsten und Packendsten, was ich in dieser Hinsicht jemals gelesen habe. Das beklemmende Gefühl, das vom Kastell und dessen Umgebung ausgeht, die Suche nach der Ursache der Morde gerade auch in Kombination mit dem Nazi-Terror packt den Leser, rührt ihn auf, weckt tief sitzende Ängste und sorgt für das so oft beschworene und so selten erreichte Grusel-Feeling, das nur wirklich gute Horror-Bücher auszeichnet. Der Leser wird in ein Labyrinth voller beklemmender Örtlichkeiten und Furcht einflößender Verbrechen entführt, wird gefesselt von einer Handlung die spannender nicht sein könnte. Einzig die ziemlich abrupte Abwendung von den beiden Gegenspielern Wörmann und Kämpffer hin zu dem Kampf zwischen dem Guten (Glaeken) und dem abgrundtief Bösen (Rasalom) wirkt ein wenig unzusammenhängend, lässt sich aber durch die Zyklenzugehörigkeit des Romans zu dem ersten „Adversary“-Zyklus (zu dem die Romane „The Tomb“(1984, dt. „Die Gruft“), „The Touch“ (1986, dt. „Die Gabe“), „Reborn“ (1990), „Reprisal“ (1991) und „Nightworld“ (1992) gehören) erklären.

Als Fazit bleibt mir, dass mit „Das Kastell“ einer der eindrucksvollsten und überzeugendsten Horror-Romane der letzten Jahrzehnte endlich in einer dem Werk gerecht werdenden Übersetzung vorliegt, ein wahrer Klassiker und einer Perle der modernen Horror-Literatur.

hinzugefügt: October 25th 2006
Tester: Carsten Kuhr
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