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Der Mythos (DVD)

Der Mythos
(Special Edition-DVD)
Hongkong/China 2005, Regie: Stanley Tong, mit Jackie Chan, Kim Hee-seon, Tony Leung Ka-fei u.a.

Von Thomas Harbach

Mit „Der Mythos“ kehrt das asiatische Kino wieder zu den Wurzeln zurück, die es in den achtziger Jahren mit solchen Filmen wie „Zu - Warriors of the Mountain“ oder mit Einschränkungen „A Chinese Ghost Story“ populär gemacht hat. Opulente, zumindest in der Inszenierung „große“ Filme, eine actionreiche, sehr bewegte Handlung, Anspielungen auf die chinesischen Helden der Vergangenheit aus der Perspektive der populären „Ritterromane“ – die entsprechen in Asien unseren Groschenheften. Sowohl Jackie Chan als Star und Produzent, als auch der Regisseur Stanley Tong sind aus den USA zurückgekehrt. Ihre Erwartungen in eine filmische Karriere im Land der unbegrenzten Möglichkeiten haben sich nicht erfüllt. Außerdem ist nicht zu verkennen, dass insbesondere Jackie Chan deutlich gealtert ist. Mit der Doppelrolle als Archäologe – eine Hommage an seine beiden „Armour of God“-Filme – und General hat er die Möglichkeit, neben einigen sehr schönen Stunts auch als Schauspieler zu überzeugen.


2000 Jahre lang versuchten Historiker und Wissenschaftler, Grabräuber und Abenteurer vergeblich an den kaiserlichen Schatz im Innern des Mausoleums von Qin Shihuang, dem ersten Kaiser von China, zu gelangen. Der Legende nach wurden alle Sklaven, die am Bau beteiligt waren, bei lebendigem Leib in den Wänden der gigantischen Grabstätte eingemauert. So konnte ihr großes Geheimnis über Jahrtausende gewahrt werden.
Der ehrgeizige Wissenschaftler William (Tony Leung Ka Fai) und der engagierte Archäologe Jack (Jackie Chan) machen sich auf, den Geheimnissen um den sagenumwobenen Kaiser Qin Shihuang auf den Grund zu gehen. Jack wird im Laufe der Expedition von verstörenden Träumen geplagt, die ihn zurück in das alte China blicken lassen. Aus ihm wird ein Teil der Geschichte, er ist Meng Yi, loyaler General der kaiserlichen Armee, dessen Herz von einer verbotenen Liebe verzehrt wird. Je näher die beiden Wissenschaftler der Lösung kommen, desto weniger kann Jack zwischen Vergangenheit und Gegenwart unterscheiden


Sehr wichtig ist, bei einer rein auf die Handlung konzentrierten Besprechung – im Vergleich zu den opulenten, sehr schönen landschaftlichen Aufnahmen – insbesondere die brüchige Extrapolation des gegenwärtigen Spannungsbogens zu kritisieren. Wenn 2000 Jahre lang Historiker und Wissenschaftler wirklich versucht haben, den kaiserlichen Schatz im Innern des Mausoleums zu bergen, dann wird diese Prämisse durch William und Jacks Auftrag ad absurdum geführt. Ein einziger – der einzige auch wirklich sichtbare Edelstein – Messerstich, der Sarkophag fällt runter, öffnet sich und das Geheimnis liegt zum Greifen nahe. Selbst das Eindringen von den beiden Möchtegernforschern in diese angeblich streng bewachte Anlage ausgerechnet während des wahrscheinlich fliegenden Mittagsgebetes wirkt übertrieben einfach und dient im Kern nur dazu, die einzelnen Protagonisten für die nachfolgende, dann allerdings sehr rasante Jagd in Position zu bringen. Im Gegensatz zu Jackie Chans albernem Gehabe in seinen letzten amerikanischen Filmen wirkt das Kung Fu hier wieder überzeugender, und vor allem bodenständiger. Dass er mit William immer noch einen habgierigen Trottel mit sich führt, der ihn erstens in Schwierigkeiten und zweitens im Stich lässt, gehört wahrscheinlich zum für Europäer unverständlichen Humor der Asiaten. Er stört auf jeden Fall die gegenwärtige Handlung deutlich weniger als befürchtet. Zu den auch optisch schönen Passagen gehört Jacks Rettung aus einem Fluss durch eine schöne Frau und ihren Elefanten.

Die in der Vergangenheit spielenden Passagen bestechen in erster Linie durch ihre groß angelegten Schlachten, die herrlichen, farbenprächtigen Kostüme und eine eher geradlinige und vorhersehbare Handlung. Geschickt beginnt Tong in der Vergangenheit und lässt den Handlungsbogen mit dem Überfall auf die Kutsche der Prinzessin beginnen. Jackie Chan als General versucht, sie vor dem zudringlichen Widersacher zu schützen und gleichzeitig seine kaiserliche Mission zu erfüllen. Er stürzt sich nach einem imposanten Auftakt des Films mit der Prinzessin einen Berg herunter - in einen Fluss.
Schnitt in die Neuzeit, ein verschwitzter Jack wacht in seinem Bett auf.

Nicht nur auf den ersten Blick erinnern die vor langer Zeit spielenden Passagen an Bollywood. Wenn die gerade befreite Prinzessin anmutig für ihren tapferen General tanzt, dann fehlt nur noch ein Chor im Hintergrund und der Brückenschlag zu den indischen Epen wäre perfekt. Historisch konzentriert sich das Drehbuch auf eine Reihe von Mythen aus der Kaiserzeit, traditionell für das Publikum von heute simplifiziert. Da reicht das Spektrum von Action bis zu reiner Emotion: Die Schlachtenszenen sind nicht nur brutal, sondern auch hervorragend choreographiert und haben eine irre Qualität. Dass der Film einen Haufen Geld gekostet hat sieht man auch an den tollen Special Effects und den wunderschönen Kostümen. Viel Wert wurde hier auf, nun ja, so ziemlich alles gelegt! Und die Story, wow!

Eine Szene ist sogar berührend, wie in einem Zhang Yimo- Film: Da sitzt Jackie an einem Höhleneingang, um die schlafende Prinzessin zu beschützen. Doch die eisige Kälte erfriert ihn halb. Als die Prinzessin aufwacht und realisiert, dass ihr Retter kurz vorm Tode ist, zieht sie ihn kurzerhand in die Höhle hinein, entkleidet sich und wärmt ihn mit ihrem Körper.


Auch wenn „Der Mythos“ in seiner Gesamtheit uneinheitlich wirkt, überzeugt insbesondere die in den phantastisch inszenierten Szenen der Vergangenheit der Film als spannendes, rasantes Epos in der „Indiana Jones“-Tradition mit chinesischen Rittern.
Jackie Chan ist als Hauptdarsteller insbesondere in den emotionalen Szenen deutlich überfordert und agiert eher linkisch als charismatisch. Ob es sinnvoll gewesen ist, ihm auch die Generalrolle anstelle eines tapferen Soldaten auf den in diesem Fall zu kleinen Leib zu schreiben, muss in Frage gestellt werden. Zusammen mit „House of Flying Daggers“ oder „Hero“ gehört „Der Mythos“ zu den besseren Martial Arts Fantasy-Filmen aus Hongkong, er ist auf keinen Fall ein neuer „Tiger & Dragon“, aber im Vergleich zu Ang Lees melancholischer Geschichte will er das auch nicht sein. Mit Ang Lees Epos teilt „Der Mythos“ allerdings nicht nur eine opulente, fast erdrückende Optik, auch der Sound ist imposant. Was bei Lee wie eine perfekte Symphonie aus Action und Eleganz – selbst in den ruhigen Szenen – ausgesehen hat, funktioniert bei diesem Film nicht zuletzt aufgrund der nicht immer passenden Komik der einzelnen, eindimensional gezeichneten Charaktere. Tong möchte in erster Linie eine kraftvolle Geschichte technisch auf dem Höhepunkt der Zeit inszenieren, während Chan auf der anderen Seite in erster Linie seinen Fans wieder eine runde Mischung aus Kung Fu und Humor zu bieten sucht. Diese unterschiedlichen Tendenzen kumulieren in dem in erster Linie aus Special Effects bestehenden Finale. Hier schwebt Jackie Chan in einem riesigen Saal und bekämpft schwerelos die obligatorischen Bösewichte dank seiner überlegenen bodenlosen Kung Fu Technik . Auch wenn die Szene wie eine nicht geglückte Hommage an eine Reihe seiner früheren Arbeiten wirkt, funktioniert sie nicht. Es kommt keine Spannung auf, wenn Chan über der scheinbar bodenlosen Grube schwebt und sich an unsichtbaren Fäden im Grunde an der Erwartungshaltung der Zuschauer vorbei mogelt.

Eine weitere Schwäche – trotz vieler vorhandener Stärken – ist eine unerklärliche Neutralität der unterschiedlichen Ideen zueinander. Je länger der Film dauert, desto mehr stehen sich die unterschiedlichen Plots und Seitenhandlungen im Weg. So findet sich zwischen einer romantischen Szene und einer großen Schlacht ein atemberaubender Kampf der alten Schule. Jackie Chan kämpft mit einigen der Bösewichter auf einer Art Laufband. Alle drei Szenen isoliert voneinander betrachtet funktionieren großartig, im gemeinsamen Kontext ergibt sich die Schwierigkeit, dass Jackie Chans Kung Fu auf den Star zugeschnitten wirkt und nicht harmonisch in den Film integriert worden ist. Kein Film kann wirklich funktionieren, wenn er alle Zuschauergruppen glücklich machen will.
„Der Mythos“ will vielleicht nicht jeden potentiellen Zuschauer erfreuen, aber der Zwischenschritt – auf der einen Seite Jackie Chan-Fans, auf der anderen Seite Zuschauer, die sich für romantische Epen in der Bollywood-Tradition interessieren – funktioniert nicht, kann nicht funktionieren. Nur in einem Punkt folgt „Der Mythos“ seinem Star Jackie Chan. Trotz allen Humors, trotz aller komischen Einlagen enden seine Filme fast immer auf einer dunklen, nihilistischen Note. Die letzten zwanzig Minuten des Films bestehen aus so vielen tragischen Momenten, das sie die vielen „dummen“ und unlustigen Szenen mehr als aufwiegen.

„Der Mythos“ ist nicht perfekt, es ist ein schöner Unterhaltungsfilm mit einer wahrlich beeindruckenden Szenerie. Wildes Hongkong-Kino aus den achtziger Jahren mit leider den Trickeffekten der Gegenwart vermischt.


Auf der Film DVD befindet sich noch ein Audiokommentar des Regisseur Stanley Wong. Er wirkt bescheiden, berichtet in akzeptablem Englisch von den Dreharbeiten und der Zuschauer erkennt, dass die Rückkehr nach Hongkong/China seiner Kreativität gut getan hat. Auch wenn der Film nicht mit der normalen irrsinnigen Geschwindigkeit des asiatischen Kinos entstanden ist, lässt sich kein Vergleich zu den ermüdenden Vorproduktionstreffen und endlich verschobenen oder veränderten Projekten in Hollywood ziehen.
Auf der Bonus-DVD befinden sich zwei Lieder von Jackie Chan, mit Szenen aus dem Film untermalt. Einmal die Mandarin-Version und dann eine internationale Fassung von „Endless Love“. Erst hier erkennt man, wie kulturell und vor allem sprachlich unterschiedlich allein Hongkong als Stadtstaat ist, geschweige denn im Vergleich zu China oder gar anderer asiatischer Länder. Mit diesen zwei Fassungen erinnert die DVD an die ersten Zeiten des Hongkong-Kinos mit ihren doppelten Untertitelungen – einmal in Kantonesisch oder Mandarin, immer das Gegenteil der gesprochenen Sprache und für eine britische Kronkolonie wichtig: englisch.
Das 25minütige Making Of bringt im Vergleich zu den acht „Behind the Scenes“ Kapiteln – mehr als eine Stunde Material – nichts Neues. In Kombination erfährt der Zuschauer einiges an interessanten Informationen über die Dreharbeiten und die Arbeit allgemein an einer der teuersten Produktionen Asiens in den letzten Jahren. Zum Vergleich hat man immer wieder auf Szenen aus dem fertigen Film zurückgegriffen und die Handlungshöhepunkte sind technisch alle erfasst worden.
Zusammenfassend runden die vielfältigen Extras einen unterhaltsamen, sehenswerten Film befriedigend ab.


Splendid präsentiert „Der Mythos“ im farbenprächtigsten und vor allem farbnatürlichen 2,35:1-Breitbild, welches natürlich anamorph abgetastet wurde. Eine feine Arbeit. Das Wort „fein“ kann man in diesem Fall ruhig wörtlich nehmen, denn der gesamte Transfer macht einfach einen grandiosen Eindruck und gehört zu den besten des Jahrgangs 2006.

Die Schärfe zeigt sich in exzellenter Kondition. Konturen werden rasiermesserscharf wiedergegeben und zahlreiche Details zeichnen sich in fast jeder Szene ab. Zusammen mit dem exzellenten Kontrast sowie einem tiefen Schwarz ergibt sich ein äußerst plastisches Bild. Nur selten tritt leichtes Hintergrundrauschen auf, das jedoch niemals störende Ausmaße entwickelt. Tontechnisch bietet uns die DVD die Auswahl zwischen den Dolby Digital 5.1-Tracks auf deutsch oder kantonesisch. Die Abmischungen enthalten eine Vielzahl an Effekten, welche räumlich sowie direktional aus allen Lautsprechern schallen. Der Originalton offeriert hierbei generell einen Hauch mehr Räumlichkeit und Klangvolumen..

Die Dialoge sind zu jeder Zeit perfekt verständlich, egal in welcher Sprache. Der deutschen Synchronisation kann man dabei eine gute Qualität bescheinigen. Es empfiehlt sich trotzdem wegen der Authentizität auf die Originalspur mit deutschen, gut lesbaren Untertiteln zurückzugreifen.

Auch das an „Alexander“ erinnernde Titelbild mit einem überdimensionalen Jackie Chan in seiner Rolle als General ist ein Blickfang.
Insgesamt eine der schönsten Präsentation aus Asien dieses Jahres.


DVD-Facts:
Bild: 2,35:1
Ton: deutsch Dolby Digital 5.1, kantonesisch Dolby Digital 5.1, Audiokommentar englisch Dolby Digital 2.0
Untertitel: deutsch

DVD-Extras:
Audiokommentar des Regisseurs, Making of, Behind the Scenes, Musikvideo


Anmerkung: es gibt vom Anbieter zwei weitere DVDs. Die Einzel-DVD enthält als Extra den Audiokommentar, die 3-DVD-Box enthält als Extra zusätzlich die Bonus-DVD „My Stunts“

hinzugefügt: November 21st 2006
Tester: Thomas Harbach
Punkte:
zugehöriger Link: Splendid Entertainment
Hits: 3030
Sprache:

  

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