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Sword in the Moon (DVD)

Sword in the Moon
Südkorea 2003, Regie: Kim Ui-seok, mit Choi Min-su, Jo Jae-hyeon, Kim Bo-kyeong u.a.

Von Thomas Harbach

Der vor wenigen Monaten auf DVD erschienene „Shadowless Sword“ integrierte im Handlungskern eine offensichtliche Hommage und konsequentere Weiterentwicklung des amerikanischen „Bodyguards“. Für das Schlachtenepos „Sword in the Moon“ bietet sich eine andere angloamerikanische Variation als Fundament an: der Film wirkt phasenweise wie eine archaische Alternative zum unterschätzten „V for Vendetta“ bzw. dem packenden Comic von David Gibbons und Alan Moore. Die Grundstrukturen sind vorhanden. Die „Sword in the Moon“ – das soll nach koreanischer Legende Glück bringen – sind eine Elitetruppe, die von den machtgierigen Politikern für ihre Zwecke in den einsamen Bergen ausgebildet und missbraucht werden. Nach einem blutigen Putsch überlebt nur ein einfacher Soldat den Angriff dieser schwarzen menschlichen Dämonen. Auch in „V for Vendetta“ ist der Rosenkiller letztendlich ein von der Regierung selbst gezüchtetes Racheinstrument, das sich schließlich gegen die Schöpfer wendet. Beide beginnen korrupte Politiker zu ermorden und ihre Taten als Fanale durchzustellen. Die einzige Unterstützung finden sie von einer jungen Frau. Im vorliegenden koreanischen Film rettet diese den jungen Mann vor dem Tod, in „V for Vendetta“ rettet und gleichzeitig entführt „V“ Natalie Portmann, um ihr das korrupte System zu zeigen. Beide Rächer sind Einzelgänger von enormen Fähigkeiten, in beiden Fällen ist ihr letztendlicher Antagonist ein verrückter, machtgieriger und brutaler Herrscher. In „V“ ermittelt ein inzwischen müde gewordener Polizist, in „Sword“ steht dem Rächer ein ehemaliger Jugendfreund gegenüber, der im Gegensatz zum Polizisten am Ende aktiv eingreift, während dieser schließlich nur noch das Geschehen passiv und sprachlos beobachtet. Beide Rächer sind bereit, für ihre Mission ihr Leben zu kämpfen. Beiden geht es im Gegensatz zu den feigen Politikern nicht darum, einfach nur zu leben, Schuld auf sich zu laden, sondern mit ihrem finalen Tod ein Signal zu setzen, dass die Zeiten wieder besser werden müssen.

Es ginge zu weit, „Sword in the Moon“ als brachiales Remake zu bezeichnen, dazu sind die über die tiefste Handlungsebene hinausgehenden Spannungsbögen zu unterschiedlich und die technisch brillanten Inszenierung zu eindrucksvoll. Aber beginnt der Zuschauer den Film aus dieser Perspektive zu sehen, bildet sich im Bewusstsein des Zuschauers ein imposantes, ein interessantes Bild. Beide Filme sind nihilistische Streifen, im Gegensatz zu „V for Vendetta“ mit seiner Hoffnung auf eine bessere Zukunft endet „Sword in the Moon“ in einem vernichtenden, sinnlosen Blutbad. Es gibt keine Anzeichen, dass aus dem Opfer überhaupt eine bessere Zukunft entstehen könnte. Es geht den letztendlich drei Protagonisten zum einen um Rache – persönliche Rache und eine Bestrafung der Verräter am koreanischen Volk – und Schuld. Über allem steht der Begriff einer ewigen Freundschaft, der mehrmals auf die Probe gestellt wird. Ob die letzte, eindrucksvolle, aber auch sinnlose Geste eine über Jahre zerrüttete Freundschaft wirklich heilen könnte, sei dahingestellt.

In der vorliegenden Form ist „Sword in the Moon“ trotz seiner relativ simpeln Handlungsstruktur kein einfacher Film. Nicht selten wirken Szenen wie abgeschnitten, die Struktur aus Rückblenden und Vorgriffen funktioniert ansatzlos. Insbesondere der westliche Zuschauer, dem die koreanischen Gesichter nicht immer auf den ersten Blick etwas sagen, muss sich an einigen Stellen konzentrieren, um die verschiedenen Zeitebenen nicht durcheinander zubringen. Dieses Gefühl der Verwirrung, des Chaos trägt aber auch zur faszinierenden, deprimierenden Atmosphäre dieses sehr brutalen, aber niemals exzessiven Films dar. Auch wenn das Blut in rauen Mengen fließt, die abgeschlagenen Köpfe vor den Auftraggebern auf den Holzboden geworfen und hunderte von Menschen in den unterschiedlichen Schwertkämpfen getötet werfen, ist diese Gewaltorgie Mittel zum Zweck und niemals Selbstzweck. An manchen Stellen droht sich diese Entwicklung selbst zu überholen, aber mit einigen wenigen ruhigen Passagen fängt der Regisseur Kim Ui-seok sein Publikum wieder ein.


Die Geschichte spielt im 17. Jahrhundert in Korea. Zwei junge Männer Kyu-yup und Ji-hwan werden im Elitekorps ausgebildet und beginnen nach einem holprigen Start Freundschaft zu schließen. Insbesondere auf diese Szenen der beginnenden Freundschaft geht der Film trotz einer Reihe guter Rückblenden zu wenig ein. Hier hätte man – aufgrund der kurzen Laufzeit von knappen 95 Minuten durchaus möglich – den Hintergrund der beiden Protagonisten vor ihrem Eintritt ins Militär besser beleuchten sollen und können. So wirken die beiden an einigen Stellen eher wie Chiffren als abgerundete Charaktere. Beide werden Offiziere. Gyu-yeob wird Mitglied der Grenztruppen, Ji-hwan Offizier in der königlichen Leibgarde. Als die Grenztruppen gegen das herrschende Regime putschen, kommt es zur ersten Konfrontation zwischen den beiden Freunden. Gyu-yeob steigert sich in einen wahren Blutrausch und tötet schließlich in einem sehr kurzen, heftigen Duell seinen Freund. Inzwischen sind fünf Jahre vergangen. Der neue Tyrann saugt das Land aus. Ein einsamer Rächer beginnt, die Minister auf brutale Weise umzubringen und hinterlässt bei ihnen Hinweise, dass es sich um Hochverräter handelt. Die Angst macht sich unter den feigen Politikern breit. Gyu-yeob hat den Eindruck, als wenn ein Geist zurückgekommen ist. Sein Freund scheint wieder unter den Lebenden zu sein und mit einer jungen Frau grausame Rache nehmen zu wollen. Es dauert natürlich nicht lange, bis die beiden sich das erste Mal gegenüberstehen.


Bei einer derartig kurzen Laufzeit – es lässt sich nicht feststellen, ob diese fragmentarische Struktur insbesondere in der ersten Hälfte des Films wirklich gewollt ist oder hier Kürzungen und handlungstechnische Straffungen vorgenommen worden sind – hätte man neben der beeindruckenden, teilweise erdrückenden Optik die einzelnen Figuren deutlich mehr in den Vordergrund stellen müssen. Der Kontrast ist auch zu stark. Ji-hwan wird unabhängig von seiner verständlichen Rache als zu gut, zu positiv dargestellt. Fast stoisch erfüllt er seine selbst gewählte Mission. Obwohl ihn seine junge Lebensretterin fast abgöttisch liebt, ist er zu keiner Emotion fähig. Im Vergleich zu „V“ mit seiner phasenweise aufgesetzten Fröhlichkeit, aber auch bestechenden Intelligenz wirkt Ji-hwans stoische Miene nach einiger Zeit fast langweilig. Es wäre sinnvoller gewesen, seinem Charakter den Hauch eines Zweifels und vor allem die latente Perspektive auf eine glückliche Zukunft mit seiner jungen Gefährtin zu geben, damit er in seinem Kampf für eine bessere Zukunft auch etwas zu verlieren hat. Das letzte Aufbäumen, der Zerbrechen seiner fast lethargischen Interesselosigkeit an allen Dingen, die über seine Rache hinausgehen, kommt zu spät, um seinem einsamen Rächer-Image noch eine Facette hinzufügen. Das gleiche gilt für den Moment, in dem sich sein ehemaliger Freund entschließt, das persönliche Interesse dieser Emotion zu opfern. In schwarzweißen, sehr stilisierten Bildern, zeigt der Film noch die Folgen dieser Entscheidung, eine emotionale Brücke zum Zuschauer kann aber nicht mehr geschlagen werden. Der plötzliche Sinneswandel wird auch nicht handlungstechnisch unterstützt. Die Wandlung ist zu drastisch, zu plötzlich. Dabei sind in Gyu-yeobs Charakter die entsprechenden Zweifel nach dem Putsch schon latent angelegt. Wem gilt seine Pflicht als Soldat und Offizier? Dem unmittelbaren Vorgesetzten? Seinem Kaiser? Dem Volk? Er folgt seinem General in einen Putsch, ohne die Überzeugung zu besitzen, dem Volk einen Gefallen zu tun. Er bewacht einen offensichtlichen Tyrannen wider besseren Wissen und beginnt die Jagd auf einen Freund – wie er zumindest aus den Hinweisen sehr schnell ablesen kann -, der korrupte und machtgierige Politiker ermordet. Die eigenen Ideale hat er schon lange aufgegeben. Insbesondere an seinem vielschichtigen Charakter hätte der Film über ein opulentes Schwertabenteuer hinaus zu einem packenden Heldenepos reifen können. Als innerlich zerrissene Identifikationsfigur für den Zuschauer hätte er diesen durch ein korruptes, machtgieriges, von innen heraus faulendes Regierungssystem führen können. Dem Zuschauer fehlen bei beiden Freunden die Bezugspunkte, die Sympathieebene funktioniert teilweise überhaupt nicht und distanziert den Zuschauer unnötig vom Geschehen. Das die Politiker wie Karikaturen und sich selbst zerfleischende Kreaturen dargestellt werden, Soldaten mit der Schuld des Putsches nicht mehr leben können und in den Alkohol mit anschließendem Selbstmord fliehen, sind weitere Aspekte des Films, die eher rudimentär von der rasant dahinfliegenden Handlung im Grunde mitgerissen werden. Es steht außer Frage, dass die Opfer alle für ihre staatsfeindlichen, egoistischen Handlungen die entsprechende Bestrafung verdienen, es wird aber im Verlaufe der Handlung zu wenig differenziert. Die Nuancen hätten viel stärker herausgearbeitet werden müssen, um eine gänzlich überzeugende kraftvolle und historisch relevante Sage zu erschaffen.

Unabhängig von den eher unauffällig einseitig reflektierten politischen Hintergründen präsentiert sich der Filme als klassisches Abenteuer um Freundschaft und Pflichterfüllung. Dabei wird auf das überzogene Heldenpathos insbesondere der Hongkong- Versionen verzichtet. Große Gefühle werden eher angedeutet, als expressiv ausgelebt. Dieses Zurücknehmen auf der emotionalen Ebene verstärkt das grimmige, nihilistische Ambiente. Das Drehbuch und die Art der Inszenierung lassen keine Zweifel offen. Es gibt für die Protagonisten im Grunde keine Chance, ihrem grimmigen Schicksal zu entkommen. Ihr Kampf ist sinnlos. Sie werden in der langen Historie nicht einmal eine Randnotiz hinterlassen und doch können sie fast fatalistisch keinen anderen Weg gehen.

Die Choreographie der einzelnen Kämpfe – vom direkten Duell bis zum groß angelegten Angriff – ist beeindruckend und variantenreich. Sie sind dramatisch und blutig. Auch wenn nur selten das Gefühl von Schmerz und Tod realistisch vermittelt wird. Einige Effekte sind immer noch comicartig überzeichnet und negieren die dunkle Atmosphäre. Wenn beim ersten direkten Duell der beiden Freunde außerhalb der zu fragmentarischen Rückschau die beiden wie Schemen aufeinander zufliegen wird der bisher kontinuierlich realistische Ansatz unnötig durchbrochen. Auch die obligatorischen Flugszenen beschränken sich auf das für einen Zuschauer akzeptable Maß. Was dem Film am ehesten fehlt, ist das tragische Element eines klassischen Heldenepos. Optisch wechseln sich sehr schön inszenierte Szenen – zu Beginn wird der Außenseiter mit seinem Schwert vor den blutroten untergehenden Sonne gezeigt, ein Bild von außergewöhnlicher Symbolik – mit unnötig hektischen Zwischenschnitten ab. Der gesamte Streifen wirkt dadurch unausgeglichen und unfertig. Einzelne Actionsequenzen – die Befreiung der jungen Frau aus dem dunklen Verließ, in dem sie brutal gefoltert worden ist – werden nicht zu Ende geführt, alleine das blutige Resultat dem Zuschauer goutiert. Natürlich ist der Film alleine von seiner stilistischen Brillanz eine Augenweide, ein Film für die große Leinwand mit einer fast klassischen Geschichte voll tragischer Momente. Leider kann der Streifen die einzigartige Atmosphäre der ersten dreißig Minuten – in denen der Zuschauer nur die Taten des unbekannten politischen Massenmörders verfolgt – nicht aufrechterhalten, später setzt das Drehbuch alle bekannten Elemente des Martial Arts-Kino nunmehr routiniert, aber nicht mehr inspiriert ein. Trotz dieser Schwächen nicht zuletzt aufgrund der opulenten Inszenierung ein ansehenswerter Streifen.


Neben der Metallhülle und dem optisch eindrucksvollen Titelbild ist die sehr gute Bild- und Tonbearbeitung hervorzuheben. Der Hauptfilm besitzt eine deutsche, sowie eine koreanische Dolby Digital 5.1 Tonspur, so dass insbesondere die lauten Passagen wie die zahlreichen Schlachten ideal übertragen werden. Zudem ist der Sound auch gut abgemischt, so dass sich die Lautstärke der Dialoge und der eher verhaltenen Musik die Waage halten. Die Bildpräsentation erfolgt im klassischen und in diesem Fall auch richtigen 2,35:1 Widescreen-Format. Das Bild ist farbenprächtig, kontrastreich und scharf. Ganz bewusst sind die Farben in diesem Film eher bedeckt gehalten, unterstreichen das düstere Szenario.

Das Bonusmaterial auf der deutschen Special Edition von Splendid wirkt leider nur auf den ersten Blick reichhaltig. Leider sind die einzelnen Featurettes dann doch nur als zumeist zwei- bis dreiminütige Clips ohne wichtige Informationen. Zudem ist das komplette Material auf koreanisch und es gibt leider keine Untertitel. Zu Beginn werden im Making Of Clips der drei Hauptdarsteller gezeigt, wie sie sich vor dem Film und auch am Set auf ihre Szenen vorbereiten und wie diese dann im Film umgesetzt wurden. Außerdem werden auch noch einmal einzelne Szenen des Films in ihrer Entstehung bei den Dreharbeiten näher beleuchtet. Hierzu zählen auch als Höhepunkte der Actionsequenzen der Kampf zwischen den beiden Freunden, die Schlacht im Tempel und die finale Szene auf der Brücke. Das man sich bei der Präsentation die Kernpunkte des Films herausgesucht ist, erweckt auf den ersten Blick einen nicht ganz richtigen Eindruck. Viele der „kleinen“ Szenen sind sehr viel eindrucksvoller, packender und innovativer inszeniert als das undurchschaubare Schlachtengetümmel im Tempel. Hier wäre es sinnvoll gewesen, auf die weitere Choreographie dieser Szenen einzugehen. Ferner ist auch noch ein kurzer Blick hinter die Kulissen eines Fotoshootings mit den beiden Hauptdarstellern enthalten. Schließlich sind auch noch drei verschiedene Slideshows sowie ein mehr als vierminütiger koreanischer Trailer zum Film vorhanden.

DVD-Facts:
Bild: 2,35:1 (16:9, anamorph)
Ton: deutsch Dolby Digital 5.1, koreanisch Dolby Digital 5.1

DVD-Extras:
Featurettes, Interviews, Making of

hinzugefügt: June 7th 2007
Tester: Thomas Harbach
Punkte:
zugehöriger Link: Splendid Entertainment
Hits: 2265
Sprache: german

  

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