Welcome to Phantastik-News
 
 

  Inhalt

· Home
· Archiv
· Impressum
· Kino- & DVD-Vorschau
· News melden
· Newsletter abonnieren
· Rezensionen
· Suche
· Zum Forum!
 

  Newsletter

Newsletter-Abo
 

 
 

Williamson, Jack: Die Endzeit-Ingenieure (Buch)

Jack Williamson:
Die Endzeit-Ingenieure

Originaltitel: Terraforming Earth (2001).
Ins Deutsche übertragen von Timothy Stahl.
Bergisch Gladbach: Bastei Verlag Gustav H. Lübbe 2004.
Bastei Lübbe Taschenbuch 24330.
431 Seiten. 7,90 Euro.

ISBN 3-404-24330-7


von Gunther Barnewald


Jack Williamson ist der letzte noch lebende amerikanische SF-Autor, der die berühmte Pulp-Zeit erlebt hat und in ihr publizierte. Seit 1928 veröffentlicht der Amerikaner nunmehr und, sollte er das Jahr 2008 erleben, wird er nicht nur sein 80jähriges Schriftstellerjubiläum feiern können, sondern auch seinen 100. Geburtstag.
Darüber hinaus ist Williamson Erfinder der Begriffe “Terraforming” und “Genetic Engeneering”, hat somit zwei bedeutende wissenschaftliche Ausdrücke geprägt.
Die vielleicht größte Leistung des Amerikaners ist jedoch seine nahezu unglaubliche Weiterentwicklung als Schriftsteller. Von trivialem Pulp-Schrott (neben dem Roman The Legion of Time vor allem die dreibändige Serie um die in Deutschland sogenannte “Weltraumlegion”) zu interessanten und aufsehenerregenden Werken Ende der 40er/Anfang der 50er Jahre (neben den beiden Antimaterie-Romanen vor allem Wing 4, dessen Grundidee auf Williamsons Kurzgeschichte “With folded Hands” zurückgeht und gerade als I Robot erfolgreich verfilmt wurde, auch wenn viele glauben, der Actionfilm habe etwas mit Isaac Asimov zu tun, und natürlich der tolle Roman Dragon´s Island, der beeindruckend für die damalige Zeit das Thema genetische Manipulationen behandelt) über spannende und intellektuell anregende Romane in den 70ern und 80ern (hier vor allem Firechild, Manseed und The Moon Children) bis zu neueren Geschichten, Williamson ist nicht nur nicht tot zu kriegen, er entwickelt sich stetig weiter.
Für eine Episode aus dem vorliegenden Buch erhielt Williamson sowohl den Hugo- als auch den Nebula-Award. Das ganze hier vorliegende Werk erhielt immerhin noch den John-W-Campbell-Memorial-Award.
Williamson erzählt in ihm in großen zeitlichen Sprüngen episodenhaft die zukünftige Geschichte unserer Welt.
Ausgelöst durch den Einschlag eines gewaltigen Meteoriten auf der Erde wird hier in naher Zukunft zwar erst einmal alles Leben ausgelöscht. Da ein wohlhabender Mann diese Gefahr vorausgesehen hat, hat er auf dem Mond eine computergesteuerte Station aufgebaut, in der Klone herangezüchtet werden, deren Aufgabe es sein soll, die Erde neu zu besamen, wenn sie sich von der Katastrophe erholt hat. So werden immer wieder Klone einiger weniger vorbestimmter Menschen zum Leben erweckt, wenn die Zeit reif zu sein scheint.
Im Abstand von Jahrtausenden gehen so immer neue Klone ans Werk. Doch immer wieder kommt es zu neuen Unglücksfällen. Mal siedeln sich außerirdische Lebensformen auf der Erde an, ein anderes mal schlägt erneut ein Meteorit ein.
Als die Menschheit endlich ein hohe Entwicklungsstufe erreicht zu haben scheint, tötet eine mysteriöse Krankheiten ganze Welten und erst durch das Eingreifen der Klone kann die mysteriöse Gefahr gebannt werden.
Im letzten Kapitel sterben sogar alle Menschen eines überraschenden Todes, der sich jedoch schlußendlich als etwas völlig anderes herausstellt, als der Protagonist erwartet.
Dieser Protagonist ist einer der Klone. Sein genetisches Material stammt von einem ehemaligen Historiker ab, und seine Aufgabe ist es, die Ereignisse jedesmal festzuhalten, wenn er durch Klonen erneut “wieder aufersteht”.
Denn seltsamerweise vererben sich auch die Erinnerungen des vormals lebenden Originals und aller einst schon lebenden Klone auf jeden neuen Klon.
Diese Hilfskonstruktion nutzt der Autor, um der Geschichte mehr inneren Zusammenhalt zu geben. Dies geschieht allerdings auf Kosten der Glaubwürdigkeit.
Weiteres großes Manko ist die Flachheit der Charaktere und ihre Trivialisierung durch allzu offensichtliche Schwarz-/Weiß-Malerei. Hier ist man von Williamson durchaus Besseres gewohnt.
Dies trübt den Lesespaß vor allem zu Beginn der Geschichte und insbesondere die ersten 200 Seiten geraten etwas zäh, da hier recht wenig geschieht.
Deutlich spannender und überzeugender ist dafür die zweite Hälfte des Buchs. Auch wenn die hier beschriebene Ausbeuterzivilisation in “Agenten der Mondes” etwas an den Haaren herbeigezogen erscheint, so wird sie doch anschaulich dargestellt und stellt ein kreative Konstruktion des Autors dar. Ab hier gewinnt die Erzählung deutlich an Fahrt, die Handlung wird bunter und abenteuerlicher.
Besonders unterhaltsam und anregend sind die beiden letzten Kapitel, auch wenn das Ende der Geschichte etwas vorhersehbar erscheint.
Insgesamt ist Die Endzeit-Ingenieure zwar weder ein Meisterwerk noch der auf dem Cover beschworene sprichwörtliche “Meilenstein”. Lesbar und empfehlenswert ist das Buch jedoch allemal, auch wenn man sich bei dem prophetischen Thema und der sich über Jahrtausende erstreckenden Handlung sicherlich mehr versprochen hätte.
Gemessen an dem üblichen SF-Schrott ist dieses Werk aber immer noch aller Ehren wert.

hinzugefügt: October 27th 2004
Tester: Gunther Barnewald
Punkte:
Hits: 2611
Sprache:

  

[ Zurück zur Übersicht der Testberichte | Kommentar schreiben ]