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Sussman, Paul: Der Biss des Skorpions (Buch)

Paul Sussman
Der Biss des Skorpions
(The Last Secret of the Temple)
Aus dem Englischen von Ulrike Wasel und Klaus Timmermann
Umschlaggestaltung von Büro Jorge Schmidt
Piper, Hardcover mit Schutzumschlag und Lesebändchen, 460 Seiten, 19,90 EUR, ISBN 3-492-04387-9

Von Irene Salzmann

Yusuf Khalifa, Inspektor bei der Polizei von Luxor, ermittelt in einem verzwickten Fall: Piet Jansen, ein betagter Hotelbesitzer, wird ermordet im Tal der Könige aufgefunden. Im Haus des Toten entdeckt Khalifa wertvolle archäologische Fundstücke und einen auffälligen Hut, der sich als das Bindeglied zu einem Mordfall erweist, der mehrere Jahre zurück liegt und einem Unschuldigen angelastet wurde. Die Spur führt über Ägypten hinaus nach Israel und weiter nach Deutschland.
Die einzigen Personen, die ihn bei seinen Nachforschungen unterstützen, sind Khalifas Kollege von der Jerusalemer Polizei, Arieh Ben-Roi, und die englisch-palästinensiche Journalistin Layla al-Madani. Khalifa bezweifelt, ob er den beiden wirklich vertrauen kann. Ben-Roi ist voller Hass auf die palästinensischen Terroristen, die Schuld am Tod seiner Braut haben. Auch al-Madani hat allen Grund, die extremistische Szene zu verabscheuen, denn sie verlor ihre Eltern bei einem heimtückischen Überfall. Beide hüten viele Geheimnisse und geben nur widerwillig Informationen preis.
Schon bald merken die Drei, dass ihr Leben in Gefahr ist, weil sie zu viel wissen über einen geheimnisvollen Schatz, der, wenn er in die falschen Hände fällt, das Pulverfass Nahost explodieren lassen würde.


Paul Sussmann, freier Journalist, Autor und Hobby-Archäologe, widmet nach „Der Fluch der Isis“ einen weiteren Thriller dem sympathischen Inspektor Khalifa. Wie bereits im ersten Roman werden sorgfältig recherchierte historische Ereignisse mit Legenden, aktuellen politischen Begebenheiten und viel Phantasie zu einer spannenden Lektüre vermischt. Der größte Schatz Israels, die Menora, den schon seit Jahrhunderten verschiedene Gruppen in ihren Besitz zu bringen versuchen, legt zudem den feinen Schleier der Esoterik über die Geschichte.
Die fiktive Handlung spielt in Ägypten, Israel und Deutschland. Die instabile politische Situation, in der Terrorakte zum Alltag gehören, dient als Kulisse, aus der die Protagonisten ihre Motive beziehen. Khalifa, Ben-Roi und al-Madani sind typische Kinder ihrer jeweiligen Kulturen, geprägt von schrecklichen Ereignissen und voller Vorurteile. Diese zu überwinden erweist sich als nahezu unmöglich, ist jedoch unerlässlich, wollen sie den rätselhaften Fall lösen – und am Leben bleiben.
Alle Charaktere sind liebevoll mit zahlreichen Details ausgestattet und haben nachvollziehbare Beweggründe für ihr Handeln. Allein der Selbstmordattentäter wirkt etwas farblos und schablonenhaft – es bleibt sicher für jeden ein Rätsel, was sich in den Köpfen solcher Personen abspielt. Der Eindruck, dass diese Figur nachträglich aus aktuellem Anlass hinzugefügt wurde, drängt sich auf.
Die Atmosphäre, die der Autor aufbaut, ist bedrückend und zieht den Leser in den Bann. Man leidet mit den eigenwilligen, sehr menschlich gezeichneten Protagonisten und freut sich, als sie schließlich einander näher kommen. Sie repräsentieren ihre jeweiligen Kulturkreise, denen man wünscht, dass sie einander ebenfalls zu akzeptieren lernen.
Auch mit Nazi-Deutschland wird wieder einmal abgerechnet, doch wird ein deutlicher Trennstrich zur Gegenwart gezogen. Die untergetauchten Kriegsverbrecher sind Einzelpersonen, die noch immer unter dem unheilvollen Einfluss einer wirren Ideologie stehen und um die phantastische Waffe wissen, die Israel zerstören könnte. Legenden, eine verzerrte Mythologie, Symbolismus und die Andeutung übersinnlicher Phänomene verleihen dem gesuchten Kultgegenstand eine besondere Rolle. Die Jagd danach ist atemberaubend, wie bei einem Puzzle müssen Khalifa und seine Begleiter Teilchen für Teilchen zusammensetzen, bis sich ihnen das gesamte Bild erschließt, und am Ziel erwartet sie eine Überraschung. Das Buch soll in erster Linie unterhalten – auf anspruchsvolle Weise. Dabei werden auch kritische Themen angeschnitten. Allerdings versucht der Autor nicht, eine Antwort auf die Frage nach der Schuld an den Konflikten in Nahost zu geben, und er stellt sich auch nicht auf die Seite einer der beteiligten Fraktionen. Solange jede Aktion noch drastischere Reaktionen hervorruft, wird der Terror kein Ende nehmen. Verwerflich sind all die Morde an Unschuldigen, für die Fanatiker verantwortlich sind, die gar keine friedliche Lösung wünschen. Durch die Macht- und Rachegelüste einzelner wird immer wieder zerstört, was die Entspannungspolitik mühsam erreichen konnte.

Paul Sussmann beschreibt detailgetreu alle Schauplätze, seine Charaktere können überzeugen, und das Ende überrascht. Die Vielfalt an Handlungsebenen und Akteuren, das gelungene Zusammenspiel von Vergangenheit, Gegenwart und Fiktion bieten einen zusätzlichen Reiz. Wer bereits „Der Fluch der Isis“ voller Spannung las, wird den neuen, in sich abgeschlossenen Roman sicher kaum aus der Hand legen wollen, bevor er nicht die letzte Seite umblätterte.

hinzugefügt: September 8th 2005
Tester: Irene Salzmann
Punkte:
zugehöriger Link: Piper Verlag
Hits: 3151
Sprache: german

  

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