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Schreiber, Ulrich C.: Die Flucht der Ameisen – Eine Geokalyptische Vision (Buch)

Ulrich C. Schreiber
Die Flucht der Ameisen – Eine Geokalyptische Vision
Titelfoto von Sebastian Schreiber
Shayol Verlag, 2006, Hardcover, 360 Seiten, 24,90 EUR, ISBN 3-926126-54-X

Von Christel Scheja

Nachdem in den letzten Jahren größere Naturkatastrophen die Menschen aufgeschreckt haben, beschäftigen sich immer mehr Autoren mit diesem Thema, ob nun in Sachbüchern, Dokumentationen, Spielfilmen oder Romanen. So blieb es nicht aus, dass sich auch in Deutschland jemand die Frage stellt: Was wäre, wenn die Vulkane in der Eifel doch nicht so ruhig sind, wie es im Moment scheint?
Ulrich C. Schreiber, selbst Geologe, geht dieser Frage nach und beschreibt in seinem Debütroman die mögliche Serie von Katastrophen, die einem solchen Ausbruch folgen können.

Gerhard Böhm, Geologe an der Universität Köln, ist von der Eifel, an deren Rand er lebt, mehr als fasziniert. Immer wieder wandert er durch die Landschaft und untersucht mit dem Blick eines Fachkundigen die Umgebung. So fällt ihm auch das seltsame Verhalten von Ameisenvölkern auf, die ihre Nester immer wieder in der Nähe einer Verwerfung bauen. Und das nicht nur einmal, sondern auch später, als er seine Frau für die Wanderungen begeistern kann. Nach Rücksprache mit einem Ameisen-Experten reicht er die Bitte um einen Forschungsauftrag ein, da er einen vagen Verdacht hat. Kann es auch sein, dass die vermehrten Erdbeben auf eine erhöhte vulkanische Aktivität hinweisen?
Doch sein Antrag wird abschlägig beschieden. Für bloße Vermutungen sind keine Gelder da. Das aber erweist sich als folgenschwerer Fehler. In der Silvesternacht erleben die Menschen am Rhein zwischen Bonn und Koblenz ihr blaues Wunder. Nicht die Raketen erhellen den Himmel, sondern Lava und glühende Gesteinsbrocken. Nördlich der Ortschaft Namedy ist ein Vulkan ausgebrochen. Nur ein Wunder verhindert, dass die pyroklastische Welle bewohntes Gebiet überrollt. Die Asche und der Gesteinsregen richten schon genug Schaden an.
Katastrophenalarm wird ausgerufen. Gerhard Böhm und seine Kollegen sind mitten unter den Helfern, um das Geschehen zu untersuchen. Sie entdecken auch noch eine andere Gefahr: Der Lavastrom bewegt sich unaufhaltsam auf den Rhein zu. Wenn er dort hinein fließt, kann es zur Dammbildung kommen, und dann wird das Wasser des großen Flusses langsam aber sicher ansteigen – Überflutungen sind vorprogrammiert.
Böhm ist zwischen Faszination und Grauen gefangen. Einerseits bieten sich selten genug Gelegenheiten, so etwas vor Ort zu untersuchen, andererseits erlebt er eine persönliche Tragödie mit.

Man merkt, dass Ulrich C. Schreiber ein Fachmann ist, der gleichzeitig aber auch noch Wissen an Studenten vermittelt. Die geologischen Erklärungen sind ausführlich und allgemeinverständlich, sie sind interessant und ohne Fachvokabular vorgetragen. Der Roman besitzt vor allem in diesem Bereich Stärken, die Handlung an sich ist eher etwas schwach. Gerhard Böhms Familienleben bewegt sich zwar auf einem glaubwürdigen Level, wirkt aber irgendwie aufgesetzt, ähnlich wie die Geschichte um einen mysteriösen Ring, der bei den Untersuchungen gefunden wird und die Frage aufwirft, ob es den Nibelungenschatz nicht doch gegeben hat.
Leider gewinnen die Figuren nur als Fachleute Leben und Tiefe, in ihrem Privatleben sind sie eher flach und zweidimensional dargestellt. Daran leidet stellenweise auch die Handlung, die sich gerade in den nicht fachspezifischen Szenen etwas dahin zieht.

„Die Flucht der Ameisen“ ist eine gelungene geokalyptische Vision, welche die Möglichkeiten und Folgen eines Vulkanausbruchs in der Eifel lebendig, glaubwürdig und vor allem auch allgemein verständlich darstellt. Der Roman weiß den Leser zu fesseln, wenn es um die Katastrophe selbst geht, schwächelt aber gehörig in den privaten Szenen der Figuren, die nicht echt genug wirken. So bleibt festzuhalten: Nur wer über Letzteres hinweg sehen kann, wird eine zufrieden stellende und spannende Lektüre vorfinden, alle anderen sollten lieber ein Fachbuch vorziehen.

hinzugefügt: July 10th 2006
Tester: Christel Scheja
Punkte:
zugehöriger Link: Shayol Verlag
Hits: 2340
Sprache:

  

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